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Politik: Kyrill kostet Milliarden

Bilanz des Orkans: Mindestens 44 Tote in Europa / Bahn rechnet auch Samstag noch mit Behinderungen

Berlin - Das Orkantief Kyrill hat eine Schneise der Verwüstung durch Europa geschlagen und mindestens 44 Menschen getötet. Bei einem der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre starben allein in Deutschland zwölf Menschen, die meisten durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste. Es gab hunderte Verletzte. Der Sturm tobte mit Spitzengeschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde. Viele Straßen im gesamten Bundesgebiet waren trotz Aufräumarbeiten mit tausenden Helfern am Freitag wegen umgestürzter Bäume nicht befahrbar, Kinder in Bayern und anderen Regionen hatten schulfrei. Die Schäden gehen europaweit in die Milliarden.

Während die Küstenregionen von den befürchteten schweren Sturmfluten verschont blieben, gab es im Binnenland ein Verkehrschaos, Autobahnen wurden gesperrt, hunderte Flüge gestrichen. Zehntausende Reisende verbrachten die Nacht zu Freitag auf Bahnhöfen, Flughäfen oder in Notunterkünften, nachdem die Bahn am Donnerstagabend erstmals in ihrer Geschichte den Verkehr bundesweit eingestellt hatte. Am Freitag lief der Betrieb nur schleppend wieder an. Wegen zerstörter oder blockierter Gleisanlagen rechnete die Bahn damit, dass auch am Samstag noch Aufräumarbeiten nötig sein werden. Der Berliner Hauptbahnhof konnte am Freitag erst ab 13 Uhr wieder öffnen, nachdem in der Nacht ein tonnenschwerer Stahlträger aus 40 Metern Höhe von der Außenfassade gestürzt war.

Die deutsche Versicherungsbranche rechnet durch Kyrill mit Schäden von über einer Milliarde Euro, das liegt deutlich über dem, was die Stürme Lothar und Jeannett gekostet hatten. „Das war der bislang schlimmste Orkan in Deutschland“, sagte Stephan Schweda vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Viele Versicherer waren am Freitag von den Schadensmeldungen ihrer Kunden völlig überlastet.

Die Bahn versprach den Reisenden Kulanz. „Wir werden jeden Einzelfall prüfen“, sagte ein Bahnsprecher. Die Kundencharta, in der Entschädigungen etwa bei Verspätungen festgeschrieben sind, gelte zwar nur bei Eigenverschulden der Bahn und bei dem Orkan habe es sich „eindeutig um höhere Gewalt“ gehandelt. „Wir wollen unseren Kunden aber helfen“, sagte der Unternehmenssprecher. brö/hej/hop/kt/lem

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