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Politik: Lafontaine und die Linke: Bitte, tu es nicht! (Kommentar)

Für manche Menschen ist der Ruhestand schlichtweg nicht geschaffen. Oskar Lafontaine, der nach seinem Rücktritt vor eineinhalb Jahren nur noch Privatmann sein wollte, treibt es in die Politik zurück.

Von Hans Monath

Für manche Menschen ist der Ruhestand schlichtweg nicht geschaffen. Oskar Lafontaine, der nach seinem Rücktritt vor eineinhalb Jahren nur noch Privatmann sein wollte, treibt es in die Politik zurück. Und deshalb rumort es nun in der SPD des Saarlandes. Denn der ehemalige Finanzminister und Parteichef droht nicht nur an der heutigen Klausurtagung seiner Landespartei teilzunehmen. Er will, so hat er angekündigt, auch daran mitarbeiten, bei der Bundestagswahl in zwei Jahren und der Landtagswahl in vier Jahren die jüngsten Niederlagen seiner Partei auszumerzen.

Das gefällt vielen seiner alten Freunde nicht, denn wegen Lafontaines plötzlichem Abgang hat die SPD die Macht in Saarbrücken verloren. Da sind noch manche Rechnungen offen, und ein klares Wort der Entschuldigung haben sie von dem stolzen und verletzlichen Politiker auch noch nicht gehört. Aber jenseits der Grenzen des Saarlandes verwirrt Lafontaines Umtriebigkeit heute keinen Sozialdemokraten mehr.

Wie hätten sie in Berlin verschreckt die Köpfe zusammengesteckt, wenn sich der gekränkte Parteiliebling schon vor einem Jahr zu einem Comeback aufgerafft hätte! Da löste noch jeder Fernsehauftritt von "Oskar" ein kleines politisches Beben in sozialdemokratischen Seelen aus. Aber heute beherrscht Kanzler Gerhard Schröder eine Partei mit Namen SPD, die kaum noch ein Eigenleben führt. Und die Parteilinke, deren Galionsfigur der Kämpfer Lafontaine einmal war? Für die stehen nur noch einige wenige Namen in der SPD, immer weniger Namen.

Reinhard Klimmt, Lafontaines Nachfolger als Regierungschef, wurde nach dem Verlust der Macht an der Saar lieber Bundesverkehrsminister als Wortführer der Linken in der Partei. Jetzt dient er treu der Bundesregierung, die er als Ministerpräsident noch hart kritisiert hatte. Rudolf Dressler, der glücklose Neu-Diplomat, der einmal Minister werden wollte, zieht sich auf den Posten des deutschen Botschafters in Israel zurück. Sein Nachfolger als Chef der Arbeitnehmer in der SPD (AfA) wurde Ottmar Schreiner. Der hatte wegen Schröder als Bundesgeschäftsführer der SPD zurücktreten müssen. Nun will Schreiner, auch ein Saarländer, es noch einmal versuchen und den Posten als stellvertretender Fraktionschef der SPD im Bundestag erobern, den Dressler räumt, wenn er nach Israel geht. Aber selbst wenn er den Kampf mit einer ziemlich unbekannten Gegenkandidatin aus der SPD-Fraktion gewönne, für welche linken Projekte könnte er sich stark machen? Dass dies für einen der wenigen bekennenden Linken innerhalb der SPD kein Gestaltungsposten wäre, dass Schreiner die Position als Bremshäuschen auf Schröders Regierungszug nutzen könnte, werden sich die SPD-Parlamentarier gründlich überlegen.

"Den einen oder anderen Hinweis", so hat Heiko Maas, der junge SPD-Fraktionschef im Saarland gesagt, könnte Lafontaine geben.Vielleicht wird der Ruhestand der Linken in der SPD noch endgültiger als der ihres alten Vormannes Lafontaine.

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