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Armin Laschet am Sonntagabend.

© AFP / Sascha Schuermann

Update

Landtagswahl in NRW: Armin Laschet galt lange als zu weich

Der CDU-Spitzenkandidat setzte im Wahlkampf erfolgreich auf Sicherheit. Doch seinen Wahlkreis in Aachen gewann er nur hauchdünn - eine wichtige Hürde auf dem Weg in die Staatskanzlei.

Armin Laschet hat es geschafft. Lange hatte es nicht so ausgesehen, als ob der 56-Jährige mit seiner CDU die SPD der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen überflügeln könnte. Doch Laschet setzte erfolgreich auf das Thema Innere Sicherheit und versuchte, das Image eines vor allem netten und umgänglichen Politikers abzustreifen. Nun greift er nach dem Amt des Ministerpräsidenten im bevölkerungsreichsten Bundesland.

Davor galt es allerdings noch eine Hürde zu nehmen: Auf wahlrecht.de wurde darauf hingewiesen, dass Ministerpräsident nur werden kann, wer über ein Landtagsmandat verfügt. Falls die Landesliste der CDU nicht ziehen sollte, weil die Partei mehr Direktmandate gewinnt, als ihr nach dem Wahlergebnis eigentlich zustehen, musste Armin Laschet demnach seinen Wahlkreis Aachen II gewinnen.

In der Heimat war es ein Krimi für den Wahlsieger: Lange Zeit lag seine sozialdemokratische Konkurrentin Daniela Jansen vorn. Erst spät zog Laschet an ihr vorbei. Kurz vor Mitternacht stand fest: Laschet hat's geschafft. Knapp nur, mit 567 Stimmen Vorsprung. Notfalls hätte die CDU zu einem Trick greifen müssen: Ein anderer Direktkandidat hätte auf sein Mandat verzichten müssen, damit Laschet von Listenplatz 1 nachgerückt wäre. Nun kann er auch so nächster Ministerpräsident in NRW werden.

Zuletzt war dies der CDU im Mai 2005 unter Jürgen Rüttgers im Duell mit Peer Steinbrück gelungen. Laschet wurde damals Minister in Rüttgers Kabinett - und damals entstand auch jener Ruf, der ihn bis heute ärgert. Der Vater von drei Kindern wurde Integrationsminister, er stand für eine weltoffene Partei - und mögliche schwarz-grüne Bündnisse. Parteiinternen konservativen Kritikern ging er zu weit, einige schmähten ihn sogar als "Türken-Armin". Immerhin hat er den seit vielen Jahren intern zerstrittenen größten CDU-Landesverband nach dem Wahldebakel 2012 mit nur 26,3 Prozent, dem schlechtesten Nachkriegsergebnis, wieder weitgehend geeint.

Der Aachener Laschet ist dabei auch weiter kein erzkonservativer Knochen. Er ist überzeugter Europäer, in der Flüchtlingspolitik steht er zum Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und anders als etwa CDU-Vize Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz 2016 hielt er diesen Kurs im Wahlkampf durch. Dennoch waren auch harsche Töne gefragt. Der studierte Jurist und ehemalige Journalist machte die Innere Sicherheit als einen der Schwachpunkte seiner SPD-Kontrahentin Kraft aus. Deshalb hatte er selbst schon vor Monaten ein 15-Punkte-Programm zur inneren Sicherheit vorgelegt, ein kurz vor der Wahl vorgelegtes "100-Tage-Sofortprogramm" verspricht unter anderem die Neueinstellung von 2300 Nachwuchskräften bei der Polizei. Auch hat er den CDU-Bundestagsabgeordneten und prominenten Innenpolitiker Wolfgang Bosbach in sein Team geholt.

Laschet wäre auch für eine Jamaika-Koalition offen gewesen

Der Fall des Berlin-Attentäters Anis Amri, die Kölner Silvesternacht, 144 Einbrüche im Land pro Tag - das alles bringt Laschet zu der Aussage: "Es läuft zu viel falsch in Nordrhein-Westfalen." Sogar US-Präsident Donald Trump habe mit Ereignissen aus NRW in seinem Wahlkampf Stimmung gemacht. Das müsse sich ändern: "Unser Land braucht eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kriminellen", hatte Laschet stetig in Wahlkampfreden, Interviews und in Gesprächen mit Bürgern betont. Und als die Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann kritisierte, Laschet habe die CDU nach rechts gerückt, freute er sich sogar ein bisschen, weil dies sein Image korrigiert.

Weniger glücklich ist der stark vom katholischen Glauben geprägte Laschet aber über ihre Festlegung, dass die Grünen einem Bündnis mit CDU und FDP bereits eine Absage erteilen. Doch nun hat Laschet wohl andere Machtoptionen. Er könnte mit der FDP eine Regierung bilden - wenn die Linke nicht in den Landtag einzieht. Auch eine große Koalition an Rhein und Ruhr ist denkbar. Er wolle nun mit allen Demokraten reden, kündigte Laschet am Wahlabend an.

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