zum Hauptinhalt

Politik: Landtagswahlkampf: Tritt Eichel in Hessen an?

Während der hessische CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident Roland Koch landesweit bei gut besuchten Neujahrsempfängen um neues Vertrauen wirbt, leisten sich die Sozialdemokraten acht Wochen vor den hessischen Kommunalwahlen eine handfeste Personalquerele. Sie streiten öffentlich darüber, wer die SPD in den nächsten Landtagswahlkampf führen soll.

Während der hessische CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident Roland Koch landesweit bei gut besuchten Neujahrsempfängen um neues Vertrauen wirbt, leisten sich die Sozialdemokraten acht Wochen vor den hessischen Kommunalwahlen eine handfeste Personalquerele. Sie streiten öffentlich darüber, wer die SPD in den nächsten Landtagswahlkampf führen soll. Weil die CDU im vergangenen Landtagswahlkampf nicht deklarierte Gelder aus der Schweiz einsetzte, könnte das Wahlprüfungsgericht kurzfristig Neuwahlen erzwingen. Doch der frühere Innenminister und stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Gerhard Bökel, den einflussreiche Genossen für diesen Fall auf den Schild heben wollen, bleibt umstritten.

Eigentlich sollte der neue SPD-Spitzenkandidat erst im Juni 2001, nach den Kommunalwahlen, gekürt werden. Dann meldete der umtriebige Bökel entschlossen seine Kandidatur an. Seitdem klingen die Statements der hessischen Spitzengenossen zur heiklen Kandidatenfrage wie diplomatische Kommuniques. "Meine Wahrnehmung ist, dass die hessische SPD Gerhard Bökel mit großer Mehrheit tragen wird", formulierte zuletzt Fraktionschef Armin Clauss. SPD-General Müntefering bekannte, er stehe "vor, neben und hinter Gerhard Bökel". Der Chef der Landespartei, Bundesfinanzminister Eichel, wird nicht müde, den möglichen Kandidaten zu loben, ohne sich festzulegen.

Als ehemaliger Landrat und Minister verfügt Bökel über viel Erfahrung, ihm fehlt jedoch - auch nach Einschätzung vieler Parteifreunde - das nötige Charisma. Seitdem das Nachrichtenmagazin "Stern" in der vergangenen Woche eine Forsa-Umfrage veröffentlicht hat, ist Hans Eichel selbst wider Willen im Gespräch. Ministerpräsident Roland Koch, dem laut Forsa nur 35 Prozent der hessischen Bürger vertrauen, muss vor allem einen Gegenkandidaten fürchten: Hans Eichel. Während Bökels Sympathiewerte auf dem gleichen Niveau dümpeln wie die des Ministerpräsidenten, schneidet Eichel im direkten Vergleich mit Koch mit mehr als 53 Prozent überragend ab.

Für einen Oppositionspolitiker seien auch Bökels Werte "sensationell gut", gab Fraktionschef Clauss umgehend zu Protokoll, Eichel sei in Berlin "unverzichtbar". Doch der hält sich offenbar alle Optionen offen. Bei vorgezogenen Neuwahlen werde er "dem Landesvorstand einen Personalvorschlag machen", sagte er dem Tagesspiegel. Selbst führende Landesvorstandsmitglieder rätseln über Eichels Pläne. Beobachter schließen daher nicht mehr aus, dass es bei vorgezogenen Neuwahlen in Hessen zu einer Neuauflage des Duells zwischen Hans Eichel und seinem Bezwinger Roland Koch kommen könnte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false