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Politik: Landwirtschaft: Mehr Sonne und Freiheit

Das Frühstücksei wird gesünder, das Huhn glücklicher. Die 37 Millionen Käfighühner in Deutschland haben gute Chancen, mehr Platz, Licht und Luft zu bekommen und aus den Käfigen befreit zu werden.

Das Frühstücksei wird gesünder, das Huhn glücklicher. Die 37 Millionen Käfighühner in Deutschland haben gute Chancen, mehr Platz, Licht und Luft zu bekommen und aus den Käfigen befreit zu werden. Nicht sofort, aber doch ab 2010, wenn Käfige für Legehennen hier zu Lande verboten sind. Hennen dürfen in Massen nur noch in Hallen und auf Flächen im Freiland gehalten werden, oder in den Huhn-freundlichen Volieren für kleinere Herden. Die Bundesländer haben sich offenbar nach monatelangem Zwist untereinander und mit Verbraucherschutzministerin Renate Künast geeinigt, der Verordnung aus dem Hause Künast in leicht veränderter Form zuzustimmen.

Künast hat seit ihrem Amtsantritt die Hühnerhaltung in Käfigen abgelehnt - selbst wenn die Hennen in den nächsten Jahren, wie von der EU vorgegeben, 100 Quadratzentimeter mehr Platz haben. Die EU hatte als Kompromiss zwischen den Interessen der Eierproduzenten und der Eierkonsumenten vorgesehen, dass die Käfige tiergerechter gestaltet werden. Eine Hühnerkleingruppe sollte in einem Käfig mit Ast, Nest und Scharrfläche Eier produzieren. Aber auch der Vorschlag konnte Künast nicht von ihrem Vorhaben abbringen: Hühner raus aus den Käfigen.

Denn auch die Hennen in gestalteten Käfigen haben "systembedingte Gesundheitsprobleme, vergleichbar denen des herkömmlichen Käfigs", hat Detlef Fölsch, Professor für angewandte Nutztierethologie in Kassel, herausgefunden. Für die Tierschutzbeauftragte der hessischen Landesregierung hat er eine Machbarkeitsstudie zum "Ausstieg aus der Käfighaltung" erstellt. "Der Eiermarkt ist reif für eine Umstellung", schreibt Fölsch. Knapp 36 Prozent der verpackten Eier kommen bereits von frei laufenden Hühnern im Freiland. Die Verbraucher würden noch mehr dieser Eier kaufen, denn ihr Budget wird monatlich nur um bis zu 2 Mark 40 durch Freilandeier belastet.

Dabei kommt die Hälfte der Freilandeier noch aus dem Ausland. Bis zu 4000 Arbeitsplätze könnten neu entstehen, wenn die Regierung es schafft, deutsche Bauern zur käfigfreien Hennenhaltung zu motivieren. Dabei hätten sie gute Chancen gegen die Massenbetriebe mit bis zu einer Million Hennen. Denn Produktionskosten von Eiern aus der Volieren-Haltung liegen laut Fölsch nur bei 12,4 Pfennig. Ein Ei aus einem ausgestalteten Käfig kostet 12 Pfennig.

Künast ist vor der Bundesratsentscheidung am kommenden Freitag "zuversichtlich", dass die Bundesländer zustimmen. Die SPD-regierten Länder haben bereits gesagt, dass sie mitziehen. Aber auch Bayern und das von CDU und FDP regierte Baden-Württemberg sind nach anfänglichem Protest und Widerstand für die Vorlage der grünen Ministerin. Einzig die FDP im Ländle protestiert noch und beharrt auf der Legalität von ausgestalteten Käfigen und dem Datum 2012. Bei einem früheren Termin hätten die Landwirte ihre Betriebe noch nicht abgeschrieben, sagt Ulrich Heinrich, Agrarexperte der FDP-Fraktion. Die Ministerpräsidenten der beiden Länder können jedoch an Ansehen nur gewinnen, denn 91 Prozent der Bevölkerung ist für die Boden- und Freilandhaltung. In Bayern sollen es sogar 94 Prozent der Bevölkerung sein, hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa herausgefunden.

Beide Südländer haben zudem keine wirtschaftlichen Interessen an der Käfighaltung. Ein Drittel aller Käfighühner legen in der niedersächsischen Weser-Ems-Region ihre Eier aufs Fließband. Martin Hofstetter, Agrarexperte bei Greenpeace, begrüßt den Kompromiss. "Endlich gibt es ein Ausstiegszenario aus den Käfigbatterien", sagt Hofstetter.

Ulrike Fokken

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