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Politik: Lang im Bett

Es war am frühen Morgen. So kurz vor sechs.

Es war am frühen Morgen. So kurz vor sechs. Meine Mutter stürmte in mein Zimmer und rief: „Claudi, Claudi, aufstehen, die Mauer ist auf.“ Meine Reaktion? Ich war erst mal stinksauer, dass meine Mutter mich geweckt hatte.

Das klingt heute unglaublich. Aber damals musste ich fast jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen, da ich bereits um sieben Uhr in der Schule sein musste. Doch am 10. November 1989 war das anders. Da musste ich erst um halb acht raus aus den Federn. Und natürlich hatte ich mich so richtig darauf gefreut, endlich mal ausschlafen zu können. Unsanft geweckt, war ich anschließend auch nicht umzustimmen. Ich steckte damals in einer harten Trainingsphase, war so richtig „grau“, wie wir Sportler sagen, wollte einfach weiterschlafen. Keiner in meiner Familie hat das damals verstanden. Und meine Mutter rief mir beim Verlassen der Wohnung zu: „Dann bist du jetzt aber alleine, wir gehen erst mal rüber.“ Ich rief nur noch hinterher: „Bringt mir was mit, solange die Grenzen noch geöffnet sind!“ Dann versank ich wieder in meinem kuscheligen Bett. Um 7 Uhr 30 klingelte dann der Wecker, und da ist mir erst klar geworden, was passiert ist. Fotos: Ullstein, privat

Claudia Pechstein war 1989 Schülerin und DDRNachwuchssportlerin, heute ist sie Top-Eisschnellläuferin.

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