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Politik: Lasst die Kinder aus dem Spiel

Die Rentenexperten warnen vor weiteren Vergünstigungen für Familien in der Sozialversicherung

Wer Kinder in die Welt setzt, sichert das gesetzliche Rentensystem. Schließlich wachsen neue Beitragszahler heran, die später einmal die Renten bezahlen können. Deshalb, so fordern vor allem Politiker von CDU und CSU, müssten Menschen mit Kindern im System der gesetzlichen Rentenversicherung künftig stärker belohnt werden: etwa über niedrigere Rentenbeiträge oder höhere Altersbezüge im Vergleich zu Kinderlosen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo in München will Kinderlosen die Rente sogar um die Hälfte kürzen.

All diese Vorschläge seien ungerecht, kontern nun die Rentenversicherer. Der Ausgleich der Familienlasten müsse von der gesamten Gesellschaft über Steuergelder finanziert werden, fordert Franz Ruland, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR). Wenn nur innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung zwischen Menschen mit und ohne Kindern umverteilt werde, blieben etwa Beamte, Abgeordnete und Selbstständige völlig außen vor.

Mit Skepsis beurteilt Ruland auch den Vorschlag der Herzog-Kommission, die Anrechnungszeiten für Kindererziehung von drei auf sechs Jahre aufzustocken. „Das könnte Erziehende von einem Einstieg in das Erwerbsleben abhalten“, sagt Ruland. Damit würde sich auch die eigenständige Alterssicherung von Frauen verschlechtern, weil die in der Regel zu Hause bleiben. Der VDR-Geschäftsführer schlägt stattdessen vor, nur für Menschen mit mehreren Kindern die Erziehungszeiten auszuweiten. Gerade für die sei es schwieriger, ins Erwerbsleben zurückzukehren.

So schlecht sei es um die familienpolitischen Leistungen in der Rentenversicherung ohnehin nicht bestellt, argumentieren die Rentenexperten. Wer Kinder erzieht, bekommt derzeit für die Rente drei Jahre mit einem durchschnittlichen Jahresverdienst angerechnet. Ein Teilzeitjob wird bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes aufgewertet, ebenso ein schlecht bezahlter Vollzeitjob. Außerdem erhalten Witwen (oder Witwer), die Nachwuchs in die Welt gesetzt haben, einen Zuschlag bei der Hinterbliebenenversorgung. Der VDR hat berechnet: Wer Kinder erzieht, spart damit für ein Kind bis zu 41 800 Euro an Beitragszahlung. Für das erste Kind können sich zusätzliche Rentenansprüche bis zu rund 192 Euro im Monat ergeben.

Aus Sicht der Rentenexperten ist zudem der finanzielle Anreiz nicht allein entscheidend für die Familienplanung. Sie fordern, über bessere Betreuungsmöglichkeiten dafür zu sorgen, dass vor allem Frauen Familie und Beruf besser kombinieren können.

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