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Bundeswehr in Afghanistan: Leben am Limit

Die Bundeswehr führt Krieg am Hindukusch, sie ist in die schwersten Gefechte ihrer Geschichte verwickelt. Ein Besuch bei den Fallschirmjägern.

Von Michael Schmidt

„Versuch nicht, zu viel selbst in die Hand zu nehmen. Es ist besser, die Araber machen es fehlerhaft, als dass du es tadellos machst. Es ist ihr Krieg, und du bist hier, um ihnen zu helfen, nicht, um ihn für sie zu gewinnen.“

Lawrence von Arabien, 1917

Das hat schon „ordentlich gescheppert“, sagt Hauptmann Wolfgang S.. In einem schnodderigen Ton, der nicht verhehlt, wie stolz er ist, dabei gewesen zu sein, und wie erleichtert, weil er heil davongekommen ist. Der jungenhaft wirkende Kompanieführer, 34, sitzt an diesem noch sommerlich warmen Oktoberabend mit seinen Männern im Hof des „Pi-Äitsch-Kju“ (PHQ), dem schäbig-verrotteten Polizeihauptquartier südwestlich von Kundus. Begleitet vom Brummen der Diesel-Generatoren neben und dem Summen der Drohnen über ihnen, reden sie noch einmal über „das wohl schwerste Gefecht deutscher Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg“, das sie grad hinter sich haben. Einige sind aufgekratzt, mitteilungsbedürftig, wischen sich Staub und Erschöpfung aus dem Gesicht. Andere sind eher in sich gekehrt, versonnenen Blicks hängen sie ihren ganz eigenen Erinnerungen nach. Keiner ahnt in diesem Moment, dass es in den kommenden Wochen noch härter für sie kommen wird.

Zwei Tage ist es her, dass sie mit einem Dorfältesten über Entwicklungsprojekte sprechen wollten, als plötzlich Schüsse durch die Stille des Morgens peitschten. Wer zuerst geschossen hat, die Kameraden von der afghanischen Polizei oder die Taliban – sie wissen es nicht. Videos der Soldaten, mit Helmkameras aufgenommen, was offiziell verboten ist, zeigen, wie sie sich acht Stunden, hinter Lehmmauern verschanzt die einen, in Bewässerungsgräben versteckt die anderen, gegenüber liegen und pausenlos beschießen. Die deutsche Artillerie setzt ihre Panzerhaubitzen im zehn Kilometer entfernten Feldlager ein, die Amerikaner helfen mit F-15-Kampfflugzeugen und Apache-Hubschraubern. Die Soldaten haben Angst. Todesangst.

Sie kämpfen. Und sind erschrocken über das, „was man im Extremfall hier tun muss“. Sie schießen. „Vor allem in den Feuerpausen kriegt man schon mal weiche Knie“, sagt einer, „aber an diesem Tag gab es keine Feuerpause“. Und sie töten. „Wenn mich einer töten will, dann will ich ihn töten.“ Sie gewinnen auch. An Erfahrung und an Selbstbewusstsein. „Hey, das war ein erfolgreiches Gefecht, oder?“, fragt einer in die Runde, „wir haben ein ganzes Dorf eingenommen“. Doch die Reaktion ist zwiespältig. Denn sie verlieren auch. Die Gewissheit zum Beispiel, dass es schon gut gehen werde. „Weiß nicht, ich muss immer nur an Timmy denken“, gibt ein schlaksiger Kerl zurück.

Timmy hat es erwischt. Ein Scharfschütze hat den Fallschirmjäger getroffen. Die Kugel durchschlug seine Schulter, blieb nach ihrem Austritt auf dem Rücken in der Schutzweste stecken. Neun Tage vor dem regulären Ende seines siebenmonatigen Einsatzes wird der Vater eines bald einjährigen Sohnes schwer verletzt ausgeflogen. Für ihn ist der Krieg zu Ende.

Hauptmann Wolfgang S. aber, der wie alle Soldaten nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, und seiner Kompanie steht ein heißer Winter bevor. Sie sollen es richten. Sie sollen die Wende bringen. Sie sollen Deutschland den Weg aus dem Schlamassel am Hindukusch ebnen. Zuletzt haben sich die Taliban das Land Stück für Stück zurück erobert und den Bundeswehrsoldaten mit Sprengsätzen das Leben schwer gemacht, sie auf Patrouillen beschossen und in Hinterhalte gelockt. Bis die ihr Feldlager nur noch in gepanzerten Fahrzeugen im Konvoi und schließlich gar nicht mehr verlassen haben. So aber lassen sich Herzen und Köpfe der afghanischen Bevölkerung nicht gewinnen. Das hat auch die internationale Gemeinschaft erkannt und sich im Januar eine neue Strategie verpasst: Der Auftrag der Soldaten lautet jetzt, einheimische Sicherheitskräfte zu trainieren, gemeinsam mit ihnen die Aufständischen zu vertreiben und deren Rückkehr zu verhindern, um so Entwicklungshelfern den Weg zu bahnen. Von 2014 an sollen und wollen die Afghanen selbst für Sicherheit in ihrem Land sorgen.

„Wir machen jetzt klassische Aufstandsbekämpfung“, sagt Hauptmann Wolfgang, dessen Kompanie Teil eines Gefechtsverbandes ist, von dem die Bundeswehr in diesem Herbst zwei aufgestellt hat, einen in Masar-i-Scharif und einen in Kundus. „Ausbildungs- und Schutzbataillon“ (ASB) heißen die in Berlin, „Task Force“ nennt sie die Truppe. Das entspricht ihrem Selbstverständnis, da zu sein, wo es ernst wird, an vorderster Front. Ein Vorposten inmitten des Feindgebietes, so sehen sie sich. Sie haben das Polizeihauptquartier erobert und zwei Höhen besetzt: von Schützengräben durchfurchte Hügel, die aus der kargen Landschaft ragen. Jetzt wollen sie den Aufständischen Paroli bieten, offensiver und aktiver als ihre Vorgänger.

Galt bisher, bei einem Angriff wird zurückgeschossen und ausgewichen, so gilt jetzt, „Beschuss erwidern und reingehen, nachsetzen, dranbleiben“, sagt Hauptmann Wolfgang. Und auch mal angreifen, nicht nur abwarten: „Wenn du dich versteckst, kommt der Gegner zu dir.“ Dass das hier Krieg ist, hat sich in Deutschland rumgesprochen. Dass zu diesem Krieg das Kämpfen, Töten und Angreifen gehört, finden nur wenige gut. Aus Sicht der Soldaten aber ist auch das eine Frage der eigenen Sicherheit. „Feuerüberlegenheit“, sagt der Kompanie-Arzt, „ist die beste Medizin“, ohne Feuerüberlegenheit kann er Verletzte nicht behandeln.

Zwei mal 650 Soldaten in den Task Forces, von denen jeweils rund die Hälfte, 300 Mann, Infanteristen sind – das ist der kämpfende Teil des 5000 Mann starken Bundeswehrkontingents in Afghanistan. Der große Rest lebt und arbeitet im Lager, im Hospital, in der Instandsetzung, im Logistikbereich, und kommt praktisch nie raus. Nie. Man ist in Afghanistan und kennt es doch nur vom Hörensagen.

Die Fallschirmjäger der Task Forces nennen sie die „Drinnies“. Sie haben einen geregelten Tagesablauf und wenig auszustehen, wie einer von ihnen einräumt. In Masar-i-Scharif noch weniger als in Kundus. Im Lager gilt die StVO. Das Essen, Fleisch, Obst und Gemüse, wird aus Deutschland eingeflogen. Trotzdem vermisst man, so ist’s im Kantinen-Gästebuch nachzulesen, „mehr Salz und Pfeffer am Salat“ und „Kaba-Fit auch mit Erdbeer-Geschmack“. Abends guckt man sich die Bundesliga- Übertragung auf Großleinwand an und trinkt zwei Bierchen, das erlaubte Maximum, im „Lummerland“ (Kundus) oder der „Oase“ (Masar).

Die anderen, die da draußen, schlafen auf Feldbetten in primitiven Unterkünften, leben von Konservenfutter, das auf jahrelange Haltbarkeit hin angelegt ist, und hadern damit, dass sie keinen Cent mehr bekommen als die „Lagerinsassen“, obwohl sie es doch sind, die „den Kopf hinhalten“. Ein Riss geht durch die Truppe.

Für Tage, ja Wochen lagern die Kampfsoldaten im Polizeihauptquartier, das Ausgangspunkt ihrer Operationen im Raum Kundus ist. Das PHQ, irgendwas zwischen Rohbau und Ruine, ist eine mit Sandsäcken befestigte, von Mauern umgebene, mit Maschinengewehrposten schwer bewachte Baustelle inmitten des umkämpften Unruhedistrikts Chahar Darreh. An einer Mauer lehnen Panzerfäuste, Munitionsgürtel, Schutzwesten, auf den Wällen sind Nachtsichtgeräte und Waffen installiert. Nebenan logieren die afghanischen Polizisten. Es ist ein Drecksloch ohne fließend Wasser und Strom, mit sechs Dixie- Klos für 160 Mann. Ratten und Mäuse nagen an den Vorräten. Der Schimmel blüht an den Decken. Feldbett steht an Feldbett. Und über Schlafsäcken, in die der allgegenwärtige Staub kriecht, sind Leinen gespannt, auf denen die verschwitzten Uniformen ausdampfen.

Einige der Soldaten räkeln sich, MP3- Player-Stöpsel im Ohr, mit freiem Oberkörper oder im Muskelshirt – auf das Tragen von Rangabzeichen legt hier niemand gesteigerten Wert – in kaputten Plastikstühlen. Sie spielen Karten, lesen Sarrazin, den „Spiegel“ oder „Landser“. Andere halten sich mit Liegestütz und Klimmzügen fit für die Strapazen des Einsatzes: Marschieren mit 30 Kilo und mehr Gepäck, bei im Sommer 45 Grad, durch Reisfelder, in denen man knietief versinkt. Nachts hören sie flap-flap-flap die Hubschrauber der Amis. Spezialkräfte. „Morgen früh gibt's wieder ein paar Taliban weniger als heute Abend.“

An diesem Tag ist der Innenhof des Forts Badelatschen- und Flip-Flop-Zone. Man entspannt sich, bereitet sich vor, wartet. Kompaniechef Wolfgang, die Splitterschutzbrille auf den gescheitelten blonden Kopf geschoben, erörtert im Gefechtsstand, einem Raum, dessen Fenster mit blickdichter Folie abgeklebt ist, die nächste Operation mit seinem Stellvertreter. An den Wänden hängen Landkarten, auf denen eigene Stellungen, Feindkontakte und Bombenfunde verzeichnet sind. Offenbar wird Größeres geplant.

Doch zunächst mal muss eine Handvoll Leute raus, zwecks Ablösung, zum Beobachtungsposten „Juliette 92“. Alltagsgeschäft. Aber gefährlich. Die Brücke, über die der Konvoi fährt, wurde schon mehrmals gesprengt. Trotz Dauerüberwachung. Meist sind es Bauern, die sich für einige Dollar nachts im Schutz von Gräben und Bäumen anschleichen, um die Bomben zu legen. Die Fahrt im fensterlosen Fahrzeug dauert kaum zehn Minuten. Doch das ist Zeit genug, um, ohne Blick auf Land und Leute, zurückgeworfen auf sich selbst, genau hinzuhören (worauf eigentlich, wenn es rummst, ist's eh zu spät?), zu bangen, zu hoffen, zu fragen: Ist es heute so weit? Erwischt es mich diesmal? Geht jetzt gleich ein Sprengsatz unter meinem Hintern hoch?

Oben auf der Anhöhe versinken die Soldaten bis über die Knöchel im losen Sand. Von „Juliette 92“ aus können sie weit ins Land sehen. Und was sie sehen, sind die Grenzen ihrer Bewegungsfreiheit. Eine kleine Moschee steht hier, flatternde Fahnen am Stock weisen das Gelände drumherum als Friedhof aus, in etwa 1500 Metern Entfernung zeichnen sich die Umrisse von Lehmmauern und Hütten ab – „Indianerland“. Da sitzt der Feind, beobachtet jede ihrer Bewegungen, und wenn sie über die Moschee hinaus in Richtung des Dorfs gehen und eine unsichtbare, aber ihnen durchaus bekannte Linie überschreiten, werden sie mit Gewehren, Panzerfäusten und Mörsergranaten angegriffen.

Anna, eine der wenigen Frauen in der Kampftruppe, ist zur Bundeswehr gegangen, „um nicht nur für mich zu leben, sondern etwas Gutes zu tun“. Sie schaut einem Lkw hinterher, der, mit Steinen beladen, auf die Brücke zufährt. Sind es wirklich nur Steine? Guckt der Fahrer mürrisch, aggressiv, ängstlich? Und was sagte einem das schon? Die Jungs, die im Vorbeiradeln lächelnd heraufwinken – sind sie die Aufständischen von morgen? Die Männer, die unten im Dorf im Schatten der Bäume hocken – sind sie Taliban, sind sie Bauern? Und macht das einen Unterschied? Wen gilt es hier zu vertreiben, wen zu schützen? Asymmetrischer Krieg – das heißt hier, du kannst dir nie sicher sein, wer Zivilist, wer Gegner ist. Du weißt es immer erst hinterher. Wenn es zu spät ist.

Nicht nur Anna fragt sich, warum sie ihr Leben riskieren soll für einen staubigen Flecken Erde mit feindseligen Menschen, die sie, je früher, desto besser, aus dem Lande wünschen. „Es ist gut, dass wir hier sind“, sagt die Mittzwanzigerin, „aber man sieht so wenig, was man bewirkt“.

Die Enttäuschung sitzt tief. Sie weiß, dass man ihr Engagement zu Hause auch nur mit einem Kopfschütteln quittiert. Die Klage über mangelnde Anerkennung – ein Lamento in der Dauerschleife. Die Soldaten wünschen sich, die Deutschen machten es wie die Amerikaner: „Da heißt es, egal, ob du für den Krieg oder dagegen bist: we support our troops“.

Die meisten deutschen Politiker gelten den Soldaten als bestenfalls ahnungslos: „Jeder Brunnen ist ein Sieg? Was für ein Quatsch! Ein Brunnen verschiebt das Machtgefüge: Plötzlich hast Du ein Dorf mit und ein Dorf ohne Brunnen, und schon gibt's neue Probleme“, sagt ein Truppführer. Der Reservist, der sich freiwillig gemeldet hat, sagt, er würde nicht noch einmal kommen. „Das ist hier Mittelalter, hier werden 13-jährige Mädchen mit irgendwelchen alten Säcken verheiratet, Frauen gesteinigt, Männer geköpft, und dann kommen wir mit unseren Werten, Menschenrechte, Frauenrechte, Demokratie – das kann nichts werden.“ Schon gar nicht mit nur 5000 Soldaten in einem Gebiet, das halb so groß ist wie die ganze Bundesrepublik, „wo sie dreimal so viele Polizisten abstellen – 16 000! –, um ihre Castor-Transporte zu schützen“.

Hoffnung ist ein knappes Gut, Zuversicht Mangelware in der Truppe. Da sind die ganz privaten Sorgen: „Hoffentlich geht die Freundin nicht fremd.“ Hinzu kommen die Belastungen durch den Einsatz. Die Soldaten führen ein Leben am Limit. Ein halbes Dutzend Verwundete hat Kompaniechef Wolfgang bisher ausfliegen lassen, und noch einmal so viele, die es „kopfmäßig nicht verarbeitet haben“.

Der Stabsgefreite Johannes C., genannt Joe, ist seit Juni 2010 in Afghanistan. Schon drei Wochen nach Einsatzbeginn geriet er in sein erstes Feuergefecht. Inzwischen war er in 20 weitere verwickelt. Er hat erlebt, wie eine Patrone seinen Kommandeur nur knapp verfehlte; wie unter einem Panzer eine Mine hochging, auf einer Wegstrecke, die er Sekunden zuvor zu Fuß abgesucht hatte; und er hat erlebt, wie eine Panzerfaustgranate in seiner Nähe aufschlug, mehrfach aufsetzte und klock-klock direkt neben ihm zum Liegen kam. Sie detonierte nicht. Ein Blindgänger. „Klar habe ich Schiss“, sagt der 25-Jährige, „aber was wir hier machen, ist doch so, so wichtig“.

Der Infanterist für spezielle Operationen mit dem ausgesprochenen Willen zum Optimismus schreibt Tagebuch. Im November steht dort „Operation Halmasag“ (Blitz). Lang vorbereitet, wegen eines Sandsturms verschoben, größer, länger, heftiger als alles Bisherige: Vier Tage Dauerbeschuss. Vier Tage Kämpfen. Vier Tage Todesangst. Aber: Erstmals seit Jahren konnte die Bundeswehr tatsächlich in Rückzugsgebiete der Taliban eindringen. Und sie bleibt. Bisher fehlte es ihnen dafür an Personal. Bisher erwiesen sich auch die afghanischen Polizisten und Soldaten als unfähig, erkämpftes Terrain zu halten. Diesmal stützt man sich auf eine dritte Kraft: Künftig soll eine in den Dörfern rekrutierte Bürgerwehr die Ortschaften kontrollieren. Das ist nicht ohne Risiko. Örtliche Milizen bedeuten örtliche Machthaber – und möglicherweise eine Stärkung alter Kriegsherren. Doch man will um jeden Preis verhindern, dass die Taliban zurückkehren.

Joe zeichnet die schwersten Gefechtssituationen comicartig auf. „Um nicht zu vergessen“, macht er mit dem Handy Fotos und Filme. „Ich will das Erlebte visualisieren, für mich, meine Freundin, meine Freunde festhalten, um mich in zehn Jahren daran zu erinnern, was und wie es war.“ Festhalten – das klingt, als ob er ahne, dass ihm daheim das, was hier sein Leben ist, massive, existentielle Wirklichkeit, abhanden kommen könnte, verdächtig werden, sich verflüchtigen in einem Alltag, der von anderen Sorgen, Gedanken und Wünschen geprägt ist.

„Festhalten“ klingt nach einem Bewusstsein davon, dass sie hier eine Gemeinschaft bilden, die die Welt da draußen nicht ergänzt, sondern ersetzt, in der man alles zusammen macht, an einem Ort, in einer Weise und einer Sprache, die anderen nicht zugänglich sind. Ein Paralleluniversum. Eine Welt, von der man in Deutschland hoffte, ja annahm, dass sie der Vergangenheit angehört. Für immer. Umso größer ist der Erkenntnisschock jetzt. In ihrem ersten Brief schrieb Joes Oma, „Lieber Johannes! Die letzten Feldpostbriefe habe ich als Kind gegen Ende der Grundschulzeit (1941), also vor fast 70 (!) Jahren geschrieben. Kannst Du Dir das vorstellen?“

Joe kann es kaum erwarten, Heim zu kommen. „Ich freu mich auf auf McDonald’s und Burgerking, aufs Spazierengehen und mal wieder mit dem Auto rausfahren, einfach so, ohne Angst vor versteckten Sprengsätzen.“ Trotzdem macht, obwohl es möglich wäre, keiner aus der Truppe Urlaub im Dezember. Es käme ihnen wie Verrat vor. An den Kameraden, die bleiben, wie an jenen, die statt ihrer kommen müssten. Jetzt in der Familie den Weihnachtsmann zu mimen – unmöglich. Sie alle fürchten, dass es danach nur umso schwerer würde, wieder zurück zu gehen.

Afghanistan könnte so schön sein, sagt Joe. „Wenn es hier nicht so gefährlich wär, würd ich ein Hotel aufmachen und Quad-Touren anbieten.“ Aber es ist gefährlich. Zu Beginn seines Einsatzes habe er gedacht, „wenn mir was passiert, passiert’s, das ist Schicksal“. Das hat sich geändert. Jetzt, da das Einsatzende im Januar näher rückt, hofft Joe nur noch eines – „dass nichts mehr passiert“.

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