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Politik: „Lehrer noch mehr schulen“

Kultusminister Krapp über Fortbildung und neue Gesetze

MICHAEL KRAPP (58)

ist Kultusminister in Thüringen. Der CDUPolitiker nannte nach dem Amoklauf „das Scheitern des schulischen Anspruchs“ als

eine der Ursachen.

Foto: ddp

Sie haben den Amoklauf von Erfurt ein „Scheitern des schulischen Anspruchs“ genannt. Kann so eine Katastrophe wieder passieren?

Man kann in keinen Menschen hineinschauen. Insbesondere wenn er in Konflikte mit sich und seiner Umwelt kommt, ist die Reaktion nie genau vorherzusagen. In dieser Kategorie habe ich auch letztlich die Ursache dieses Massakers gesehen.

Was ist aus Forderungen nach mehr Kontrollen der Schüler zum Beispiel auch durch eine „psychopathologische Checkliste“ geworden?

Ich weiß, dass in Bayern eine Liste erarbeitet wurde über Eigenschaften, die solche Gefahren im Vorfeld signalisieren sollten. Ich weiß aber auch, dass diese Liste zurückgezogen wurde, weil sie auch diskriminierend wirken kann. Allerdings haben wir in Thüringen das Schulgesetz geändert, so dass jetzt die Schule auch bei Volljährigen eine Informationspflicht an die Eltern hat, wenn sich gravierende negative Entwicklungen einstellen.

Können Sie nicht schon vorher mit Problemschülern ins Gespräch kommen?

Das ist eine Frage der Schulatmosphäre. Wir haben im vergangenen Jahr die Öffnung der Schule über den Unterricht hinaus im Schulgesetz festgeschrieben und insbesondere in der Förderrichtlinie „Schuljugendarbeit“ umgesetzt. Damit werden freiwillige, außerunterrichtliche Angebote zu 80 Prozent vom Land gefördert. Sie sind bedarfsorientiert, denn sie müssen von der Schulkonferenz konzipiert werden, in der Schüler, Lehrer und Eltern vertreten sind. Dadurch versprechen wir uns eine bessere Partnerschaft zwischen diesen drei Gruppen.

Wie viele nehmen das Angebot wahr?

Das Förderprogramm ist erst diesen März in Kraft getreten. Im Moment laufen die Anträge der Schulen für das laufende Schuljahr.

Der Lehrerverband hat jetzt ein Jahr nach Erfurt gefordert, die Zahl der Schulpsychologen zu verdoppeln. Wie viele gibt es jetzt?

Wir haben bereits im vergangenen Jahr die Zahl der Schulpsychologen verdoppelt. An den 13 Schulämtern sind jetzt zwei Psychologen beschäftigt, die für alle Thüringer Schulen zuständig sind, also für etwa 1000.

Also auch noch ziemlich viel.

Natürlich. Aber zusätzlich ist das Fort- und Weiterbildungsinsitut für Lehrer aufgefordert worden, Lehrgänge anzubieten, die psychologische Grundkenntnisse und den Umgang mit aggressiven Schülern vermitteln. Insbesondere Beratungslehrer sollen das nutzen, so dass man nicht nur die Schulpsychologen zählen darf.

Wissen Sie, wie es den Schülern des Gutenberg-Gymnasiums geht, die im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht haben?

Das ist unterschiedlich. Wir haben mit der Unfallkasse Thüringen und dem Sozialministerium eine psychotherapeutische Betreuung aufgebaut. Einige Schüler nehmen sie positiv an, ein Teil fühlt sich überbetreut, ein Teil unterbetreut. Im Moment ist der Übergang spürbar von der Gruppenbetreuung hin zur individuellen Betreuung.

Das Gespräch führte Ruth Ciesinger.

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