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Politik: Leise, bescheiden, vornehm

Als Waffeninspektor in Bagdad war er erste Wahl – jetzt wartet Hans Blix auf einen neuen Einsatz

Von Babara-Maria Vahl,

New York

Hans Blix lächelt gequält, wenn man ihn fragt, ob er nicht ungeduldig wird, hier in New York, im Hauptquartier der UN – ob es ihm nicht in den Fingern kribbelt und er endlich im Irak seine Aufgabe umsetzen möchte. Dann kommt vielleicht noch eine knappe Erklärung: „Was auch immer ich gern wollte – wir erfüllen die Auflagen, die der Sicherheitsrat uns stellt, wir müssen warten, bis uns der Auftrag erteilt wird, in den Irak zu gehen.“

Hans Blix ist keiner, der sich in den Vordergrund spielen muss, oder von sich aus die Medien sucht. Er ist leise, bescheiden, vornehm. Dennoch merkte man ihm an, dass es in ihm rumort. Er will endlich loslegen, nachdem er zweieinhalb Jahre lang sich und sein Team sorgfältig auf den Auftrag vorbereitet hat, den Irak auf chemische und biologische Waffen sowie Raketen mit einer Reichweite von über 150 Kilometern zu durchsuchen. Der Sicherheitsrat hat zu diesem Zweck im Dezember 1999 die Organisation Unmovic geschaffen – Blix ist ihr Chef.

Dass es diesen Mann umtreibt, dass Irak die Inspektoren nicht ins Land lässt, merkt man auch daran, dass er während Interviews gelegentlich ungeduldige Bemerkungen macht und sich – wenn das Tonband ausgestellt ist – zu vorsichtigen politischen Kommentaren hinreißen lässt. Bei laufendem Band sind seine Antworten, besonders wenn es um einen Krieg mit dem Irak geht: Dazu darf ich nichts sagen. Fragen Sie die Amerikaner. Fragen Sie den Sicherheitsrat. Fragen Sie die Iraker. Lesen Sie die Zeitungen.

Er ist korrekt, loyal und gilt als hochprofessionell. Nicht umsonst hat UN-Generalsekretär Kofi Annan ihn persönlich für diese diffizile Aufgabe ausgesucht. Auch hier hat Blix sich nicht gedrängt, das sagt er auch selbst. Vielleicht wäre der 74-Jährige lieber bei seiner Frau in Schweden geblieben. Aber er hatte exzellente Voraussetzungen: Als 32-Jähriger wurde er Professor für Internationales Recht in Stockholm, von 1963 bis 1976 war er Abteilungsleiter und Rechtsberater im schwedischen Außenministerium, 1978 wurde er selbst Außenminister. Von 1981 bis 1997 leitete er die Internationale Atomenergiebehörde in Wien. Über zwanzig Jahre vertrat er Schweden in verschiedenen UN-Delegationen. Und er ist Autor etlicher Bücher zu internationalem Recht.

Bisher hat Blix jedesmal auf die Frage: „Glauben Sie, dass Sie irgendwann im Irak sein werden?“ geantwortet, davon sei er fest überzeugt, es sei nur eine Frage der Zeit. Nun ist er ganz vorsichtig geworden.

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