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Politik: Lernt Zivilcourage!

Fremdenfeindlichkeit gibt es überall - auch im Internet. Über die Download-Taste flimmern in sekundenschnelle unzählige Gratisprodukte rechter Verführer über den heimischen Bildschirm.

Fremdenfeindlichkeit gibt es überall - auch im Internet. Über die Download-Taste flimmern in sekundenschnelle unzählige Gratisprodukte rechter Verführer über den heimischen Bildschirm. Dies ist keine neue, trotzdem aber eine bemerkenswerte Erkenntnis, weil ihr im kürzlich erschienenen "Handbuch für Zivilcourage" ein großer Stellenwert in einem Beitrag zu rechter Propaganda eingeräumt wird.

Hass kennt kaum gesellschaftliche Grenzen, er findet seinen Weg zu den Menschen. Abneigung gegen Ausländer etwa, gegen Homosexuelle, Juden oder auch einfach nur gegen Andersdenkende: In Deutschland ist dies kein Randproblem. Aber es gibt Wege aus dem Hass, viele Formen des Widerstandes gegen markige Parolen sowie psychische und physische Gewalt. Diesen Eindruck vermittelt zumindest Stefan Frohloff, Autor des Handbuches für Zivilcourage, das in Deutschland einmalig ist. Er hat im Auftrag der Vorsitzenden der Aktion "Gesicht zeigen" - Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye und Paul Spiegel, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland - vieles rund um den Rechtsradikalismus zusammengetragen: Von A wie Aktionstag gegen Fremdenfeindlichkeit bis Z wie Zivilcourage. Dabei greift der Autor in kurzen Beiträgen auf Erfahrungen von Bündnissen und Vereinen zurück, die seit Jahren gegen Intoleranz in Deutschland kämpfen.

Dem Buch liegt die zentrale These zu Grunde, Zivilcourage sei erlernbar. Darum gibt Autor Frohloff Tipps zum Umgang mit Tätern und Opfern. Er liefert Argumente gegen Stammtisch-Parolen und dumpfe neofaschistische Propaganda, zitiert Zeitungsartikel und lässt Wissenschaftler zu Wort kommen. Beeindruckend ist vor allem die gut ausgewählte Zusammenstellung vieler hilfreicher Anregungen im Umgang mit Radikalen und Extremisten. Nicht trocken und rein wissenschaftlich aufbereitet, wendet sich das Buch mit wohl dosiertem Witz gerade an jugendliche Leser. Etwa wenn es um Flugblätter gegen Naziaufmärsche geht: "Ein Flugblatt braucht eine große peppige Überschrift, damit die Menschen merken: Aha, kein Reklamezettel!" Ein Nachschlagewerk, das in keiner Schulbibliothek fehlen sollte.

Gregor Haake

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