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Politik: Letzte Ehre für Papon?

Streit um Beisetzung des Nazi-Kollaborateurs

Paris - Noch über seinen Tod hinaus sorgt der Nazi-Kollaborateur Maurice Papon in Frankreich für Kontroversen. Anlass ist eine Ankündigung seines Rechtsanwalts, dass der am Wochenende verstorbene 96-jährige ehemalige Präfekt und Minister mit den Insignien der Ehrenlegion beerdigt werden soll. „Ich werde persönlich darüber wachen, dass ihn das Kreuz des Kommandeurs der Ehrenlegion, das er von Charles de Gaulle persönlich für die Ewigkeit erhalten hat, ins Grab begleiten wird“, sagte Maître Francis Vuillemin. Die sterblichen Überreste Papons sollen am Mittwoch in seinem Wohnort Gretz-Armainvilliers bei Paris beigesetzt werden. Er war 1998 in Bordeaux wegen der Organisation von Judendeportationen während des Krieges eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden und zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Auf Grund seines Gesundheitszustands musste er die Strafe nicht absitzen.

Ob es Papons letzter Wunsch ist, den Orden mit ins Grab zu nehmen, oder der Wille seiner Familie, ist unbekannt. Doch Frankreichs politische Klasse, mit Ausnahme des Rechtsextremisten Jean- Marie Le Pen, ist schockiert. Nach seiner Verurteilung war Papon 1999 durch ein Dekret von Staatspräsident Jacques Chirac aus der Ehrenlegion ausgeschlossen worden. Doch der Verurteilte, der sich nie zu seiner Schuld bekannte, trug den Orden illegal weiter und wurde deshalb 2004 zu einer Ordnungsstrafe von 2500 Euro verurteilt.

Präsident Chirac als Großkanzler der Ehrenlegion werde alles tun, um die Ehre des Ordens zu schützen, hofft jetzt Bernard Accoyer, der Fraktionschef der Regierungspartei UMP. Doch die Frage ist, wie die „Provokation“ verhindert werden kann. „Den Sarg öffnen zu lassen, würde mir missfallen“, meint Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie. Der sozialistische Ex-Justizminister Robert Badinter sieht es gelassener: „Irdische Orden haben vor dem Jüngsten Gericht keine Bedeutung.“

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