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Politik: Leuna-Affäre: Elf-Lobbyist Holzer in Österreich verhaftet

Der als Schlüsselfigur in der Leuna-Schmiergeldaffäre geltende Geschäftsmann Dieter Holzer ist am Donnerstagabend in Österreich festgenommen werden. Nach Auskunft des österreichischen Justizministeriums wurde ein Verfahren zur Auslieferung an Frankreich eröffnet.

Von Frank Jansen

Der als Schlüsselfigur in der Leuna-Schmiergeldaffäre geltende Geschäftsmann Dieter Holzer ist am Donnerstagabend in Österreich festgenommen werden. Nach Auskunft des österreichischen Justizministeriums wurde ein Verfahren zur Auslieferung an Frankreich eröffnet. Der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtete am Freitagabend, Holzer sei gegen eine Kaution von fünf Millionen Schilling (714 000 Mark) wieder aus dem Gefängnis in Feldkirch im Bundesland Vorarlberg entlassen worden. Das Justizministerium in Wien wollte das zunächst nicht bestätigen. Zuvor war Holzer in Lech am Arlberg verhaftet worden.

Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Holzer wegen des Verdachts der Geldwäsche. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um Gelder handelt, die von Elf-Managern veruntreut wurden. Bisher fanden sie dabei aber keine Hinweise auf Schmiergeldzahlungen des französischen Ölkonzerns an deutsche Parteien oder Politiker. Der französische Haftbefehl gegen Holzer war am 4. August vergangenen Jahres wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue im Tatzeitraum von 1992 bis zum Jahr 2000 ausgestellt worden.

Die Festnahme Holzers habe keine Auswirkungen auf den Fortgang der deutschen Ermittlungen, sagte Weyand. Für September habe er ein Treffen mit dem französischen Untersuchungsrichter verabredet. Holzer habe aller Wahrscheinlichkeit nach gewusst, dass ihm im Ausland eine Verhaftung drohe. In ihren Aussagen vor der französischen Staatsanwaltschaft hatten mehrere Elf-Manager, darunter der damalige Elf-Chef Loik LeFloch-Prigent, angegeben, für den Erwerb der ostdeutschen Leuna-Raffinerie und des Minol-Tankstellennetzes 1992 insgesamt 256 Millionen Francs (80 Millionen Mark) für "Lobby-Arbeit" in Deutschland ausgegeben zu haben. Das Geld sei vorgesehen gewesen zur Beschleunigung des Geschäfts und zum Erhalt von zwei Milliarden Mark Staatssubventionen. Konkrete Empfänger-Namen hatte allerdings kein Manager genannt. Die Summe war im Dezember 1992 an Holzers Liechtensteiner Firma Noblepac überwiesen und zwischen Holzer und dem ebenfalls beteiligten Elf-Lobbyisten Pierre Lethier aufgeteilt worden. Holzer und Lethier haben erklärt, das Geld nicht weitergegeben zu haben.

Der Genfer Generalstaatsanwalt Bernard Bertossa geht jedoch davon aus, dass Holzer zusammen mit Holger Pfahls, dem flüchtigen deutschen Ex-Staatssekretär, große Summen über zahllose Konten verschoben hat. Dabei soll nach Erkenntnissen Bertossas auch die libanesische Ehefrau Holzers eine Rolle spielen. Souade Holzer ist eine Cousine von Amin Gemayel, dem früheren, christlich-maronitischen Präsidenten Libanons. Mehr als elf Millionen US-Dollar sollen 1997 auf dem Beiruter Konto eines Verwandten von Souade Holzer gelandet sein.

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