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Libanon: Hisbollah bestreitet Verantwortung für Hariri-Mord

Die radikal-islamische Hisbollah hat jede Verantwortung für den Mord am früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri zurückgewiesen. Ein entsprechender Bericht sei ein Versuch, die Parlamentswahlen im Libanon zu beeinflussen.

Beirut - Der Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“, der sich auf das Umfeld des UN-Sondertribunals im niederländischen Leidschendam beruft, bezeichnete das Hisbollah-Pressebüro am Wochenende in Beirut als „frei erfunden“.

Der Bericht sei ein Versuch, die Parlamentswahlen im Libanon Anfang Juni zu beeinflussen. Er solle ferner offensichtlich von Nachrichten über die Enttarnung eines für Israel tätigen Agentennetzwerkes ablenken. Die oppositionelle pro-iranische Hisbollah tritt bei den Wahlen gegen die westlich orientierte Regierung an. Am 7. Juni wird im Libanon ein neues Parlament gewählt. Aus dem Urnengang könnte die von Syrien und dem Iran unterstützte Hisbollah als Siegerin hervorgehen. Die US-Regierung stuft die Schiiten-Miliz als terroristische Organisation ein und unterstützt das anti-syrische Lager im Libanon.

Der „Spiegel“ berichtet, neue Erkenntnisse des Sondertribunals in den Niederlanden hätten ergeben, dass nicht wie bisher angenommen die ehemalige Besatzungsmacht Syrien, sondern ein Kommando der Hisbollah hinter dem Mord an Hariri und 22 weiteren Menschen im Jahr 2005 stecke. Die Ermittler hätten in akribischer kriminalistischer Feinarbeit unter anderem den Handy-Telefonverkehr ausgewertet. Einer der Attentäter habe von einem „heißen“ Handy aus unvorsichtigerweise seine Freundin angerufen. Das Tribunal halte die Informationen bisher zurück, schreibt der „Spiegel“.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft beim UN-Tribunal in den Niederlanden lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. „Wir machen keine Angaben zu den operativen Aspekten laufender Ermittlungen“, sagte die Sprecherin der STL-Staatsanwaltschaft, Radhia Achou- ri. „Derartige Ermittlungen sind geheim. Die Staatsanwaltschaft reagiert grundsätzlich nicht auf Presseberichte darüber und kommentiert diese auch nicht.“ Auch dem „Spiegel“ sei auf Fragen zu den Ermittlungen im Fall Hariri mitgeteilt worden, dass die Staatsanwaltschaft „den Stand oder die Richtung dieser Ermittlungen nicht mit den Medien erörtert“.

Auch ein Sprecher von Hariris Sohn Saad Hariri wollte den Bericht nicht kommentieren. „Wir nehmen nicht zu Medienberichten Stellung, wenn die Quelle nicht das Tribunal selbst ist“, sagte der libanesische Politiker.

Israels ultra-konservativer Außenminister Avigdor Lieberman forderte am Sonntag die sofortige Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. „Dies beweist nur, mit wem wir es zu tun haben“, sagte Lieberman nach israelischen Medienberichten vor der wöchentlichen Kabinettssitzung. dpa/AFP

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