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Libanon-Krieg: 250 Luftangriffe in sieben Stunden

Im Süd-Libanon haben nach libanesischen Angaben die schwersten Angriffe seit Beginn des Krieges stattgefunden. Bei einer Kommando-Aktion in der libanesischen Hafenstadt Tyrus stießen die israelischen Streitkräfte auf heftigen Widerstand.

Jerusalem/Beirut - Als Vergeltung für den Raketenangriff auf die Stadt Hadera bei Tel Aviv hat die israelische Armee nach eigenen Angaben bei einer nächtlichen Kommandoaktion in der südlibanesischen Hafenstadt Tyrus drei Hisbollah-Führer getötet. Israelische Soldaten seien in Tyrus angelandet und hätten in einem Wohnhaus die Hisbollah-Aktivisten getötet, die für den Beschuss von Hadera verantwortlich gewesen seien, sagte ein Armeesprecher am Samstag. Beim bislang weitesten Angriff der Hisbollah waren am Vorabend mehrere Hisbollah-Raketen in Hadera eingeschlagen. In der 40 Kilometer entfernten Millionenmetropole Tel Aviv bereiteten sich die Behörden auf Angriffe vor.

Bei der Landeaktion in Tyrus kam es zu einer direkten Konfrontation zwischen israelischen und libanesischen Soldaten. Soldaten der libanesischen Armee hätten die anrückenden israelischen Kampfhubschrauber mit Luftabwehrgeschossen unter Feuer genommen, teilte die Polizei mit. Ein libanesischer Soldat sei durch israelischen Beschuss getötet worden. Nach Informationen aus Jerusalem wurden zwei israelische Soldaten schwer verletzt, als die Armeeeinheit in Tyrus unter heftigen Beschuss kam. Mehrere Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden.

Ein israelischer Armeevertreter sprach von einem "riskanten Einsatz". Die Armee habe auf einen Raketeneinsatz verzichtet, um Zivilisten zu schonen. Die Hisbollah-Kämpfer seien in einer Wohnung in einem fünfstöckigen Haus aufgespürt worden. Auch der Raketenwerfer, von dem aus die Rakete auf Hadera abgefeuert worden sei, sei zerstört worden. Bei dem Angriff auf Hadera waren keine Menschen zu Schaden gekommen. Die Behörden in Tel Aviv bereiteten Bunker und Schutzräume für die Aufnahme von Menschen im Fall eines Angriffs vor.

Im Südlibanon und in Beirut flog die israelische Luftwaffe erneut massive Angriffe. Die israelische Polizei sprach von den schwersten Angriffen auf den Südlibanon seit dem Beginn der Bombardements am 12. Juli. Innerhalb von sieben Stunden seit dem Morgengrauen seien 250 Luftangriffe gezählt worden, bei denen rund 4000 Geschosse abgefeuert wurden, teilte die Polizei mit. Rund 15 Dörfer nahe der Grenze zu Israel würden systematisch zerstört. Die Zahl der Verletzten wurde mit 14 angegeben.

US-Gesandter sagt Libanon Hilfe zu

Die diplomatischen Bemühungen um eine Entschärfung der Krise gingen weiter. Der US-Gesandte David Welch sagte dem Libanon Unterstützung zu. US-Präsident George W. Bush und Außenministerin Condoleezza Rice seien "entschlossen, den Libanon zu unterstützen", sagte Welch in Beirut nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora. "Wir wollen die furchtbare Gewalt der vergangenen Wochen für immer beenden", fügte Welch hinzu. Die Herausforderungen, mit denen der Libanon konfrontiert sei, seien "weit größer als wir gedacht hatten". Wer seine Wohnung verloren habe, müsse "schnellstmöglich" ein neues Zuhause finden. Welch wollte anschließend nach Israel weiterreisen.

In der Grenzregion im Süden des Libanon kontrollierte die Armee nach eigenen Angaben inzwischen einen "Sicherheitskorridor", der zwischen fünf und zehn Kilometer in libanesisches Gebiet hineinreicht. Mehr als die Hälfte der Hisbollah-Raketen sei zerstört worden. Bei Gefechten in der grenznahen Ortschaft Taibe starb nach Armeeangaben ein israelischer Soldat. Insgesamt wurde seit Beginn der Offensive 45 israelische Soldaten getötet. Auf libanesischer Seite starben nach Behördenangaben bis Samstag 967 Menschen. Knapp 3300 weitere wurden demnach verletzt. (tso/AFP)

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