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Libanon-Krieg: Welle von Luftangriffen trifft Beirut

In der Nacht zum Freitag hat Israel zum ersten Mal Ziele im Norden der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Im Grenzgebiet kam es unterdessen zu heftigen Bodenkämpfen.

Beirut - Ungeachtet der Drohung der Hisbollah, Tel Aviv mit Raketen anzugreifen, hat Israels Armee erneut eine Welle von Luftangriffen auf Beirut geflogen. Kampfflugzeuge bombardierten in der Nacht zum Freitag mehrere südliche Vororte, die als Hochburg der schiitischen Milizen gelten. Erstmals wurde eine Brücke im Norden der Stadt angegriffen. Bei Luftangriffen in anderen Landesteilen starben mindestens vier Zivilisten. Im Grenzgebiet zu Israel lieferten sich Armee und Hisbollah schwere Gefechte. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert sprach sich für den Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen einer internationalen Friedenstruppe aus. Eine Resolution des UN-Sicherheitsrats könnte nach US-Angaben in den nächsten Tagen beschlossen werden.

Nach libanesischen Polizeiangaben bombadierten Kampfflugzeuge im Morgengrauen dutzendfach das nahe dem Flughafen gelegene Viertel Usai. In dem Gebiet brach Feuer aus, schwarze Rauchwolken stiegen auf. Auf die südlichen Vororte Haret-Hreik und Rueiss wurden ebenfalls Raketen abgefeuert. Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes sind bei den Angriffen zwei Zivilisten ums Leben gekommen, zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Israel hatte bereits am Vortag die Bewohner der Stadtteile zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. Der Süden Beiruts gilt als Hochburg der radikalislamischen Hisbollah-Miliz. Erstmals griff die Luftwaffe auch Ziele im Norden der libanesischen Hauptstadt an. Nahe dem Hafen Dschunije wurde nach Polizeiangaben eine Brücke bombadiert.

Heftige Kämpfe im Grenzgebiet

Auch in den südlichen Regionen um Tyrus und Nabatijeh flog die israelische Luftwaffe in der Nacht dutzende Angriffe. In einem Dorf nahe Baalbeck wurde bei einem israelischen Luftangriff nach Polizeiangaben eine junge Frau getötet. Bei Dschuaja starben beim Einschlag einer Rakete zwei Zivilisten in ihrem Auto. Auch Ziele in der östlichen Bekaa-Ebene und im Norden nahe der syrischen Grenze wurden aus der Luft bombardiert.

Wie bereits in den vergangenen Tagen lieferten sich israelische Soldaten und Hisbollah-Miliz im Grenzgebiet heftige Kämpfe. Vier israelische Soldaten kamen ums Leben. Nach Angaben von Israels Verteidigungsminister Amir Perez sollte die Armee in der «nächsten Etappe» der Offensive die Kontrolle über den Südlibanon von der internationalen Grenze bis zum Fluss Litani übernehmen. Der Litani verläuft fünf bis 30 Kilometer nördlich der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.

Rice: Hoffe auf Resolution in den nächsten Tagen

In New York dauerten die Verhandlungen über eine Resolution des UN-Sicherheitsrates an. Sie hoffe auf eine Entschließung in den nächsten Tagen, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice im Fernsehsender CNN. Rice wies die US-Diplomaten nach Angaben ihres Sprechers an, am Wochenende durchzuarbeiten, sollte es bis Freitag keine Einigung geben. Frankreichs Außenminister Philippe Douste-Blazy äußerte sich im BBC-Fernsehen optimistisch: Er glaube «mehr denn je», dass ein dauerhafter Waffenstillstand in greifbarer Nähe sei. Während die USA erst eine politische Lösung und dann einen Waffenstillstand fordern, will Frankreich eine sofortige Waffenruhe und erst dann eine politische Vereinbarung.

Russland, wie Frankreich und die USA ständiges Sicherheitsratsmitglied, forderte einen sofortigen Waffenstillstand. Das Andauern des Blutvergießens sei nicht mehr hinzunehmen, erklärte das Außenministerium in Moskau. Venezuela zog aus Protest gegen die israelische Offensive seinen Botschafter aus Israel zurück. Präsident Hugo Chávez beschuldigte Israel des «Völkermords» an Libanesen und Palästinensern. (tso/AFP)

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