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© AFP

Libanon: Mehrere Tote bei Bombenanschlag in Beirut

Explosion in der Nähe des libanesischen Präsidentenpalastes: Bei einem Sprengstoffanschlag in der Hauptstadt Beirut sind fünf Menschen getötet worden. Unter den Opfern ist ein hochrangiger General. Der deutsche Außenminister zeigte sich bestürzt.

Inmitten der innenpolitischen Krise hat ein neues blutiges Attentat den Libanon erschüttert. Brigadegeneral Francois al Hadsch starb, als in Beiruts östlichem Christen-Vorort Baabda eine Autobombe neben seinem Fahrzeug explodierte. Mit ihm kamen nach inoffiziellen Angaben sein Leibwächter und drei weitere Menschen ums Leben. Al Hadsch hätte Nachfolger von Armeechef Michel Suleiman werden sollen, falls dieser zum Staatschef gewählt werden sollte. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich bestürzt über das Attentat.

Der Libanon befinde sich in einer kritischen politischen Situation, sagte Steinmeier. Die Armee sei in dieser Lage ein stabilisierender Faktor. "Der heutige Anschlag ist daher ein Anschlag gegen alle Libanesen", sagte der Außenminister. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner sprach von einer "verabscheuungswürdigen Tat, die für noch mehr Druck in Libanons schwieriger Lage sorgt".

Der Libanon ist seit dem 24. November ohne einen Präsidenten, weil sich die anti-syrische Regierungsmehrheit unter Ministerpräsident Fuad Siniora und die pro-syrische Opposition unter der Führung der Hisbollah zunächst nicht auf einen Nachfolger für den syrienfreundlichen Émile Lahoud einigen konnten. Vergangene Woche war Suleiman von der Regierungsmehrheit und der Opposition dann zum Kompromisskandidaten auserkorenen worden. Für seine Wahl müsste allerdings die Verfassung geändert werden, die es hochrangigen Staatsdienern erst zwei Jahre nach Ausscheiden aus dem Amt erlaubt, sich zum Präsidenten wählen zu lassen.

Verdächtiger festgenommen

Das Attentat ereignete sich vor dem Bürgermeisteramt von Baabda, in einem Viertel, das als gut gesichert galt, weil in der Nähe der Präsidentenpalast und das Verteidigungsministerium liegen. Ärzte erklärten, nach dem Anschlag, bei dem 20 Kilogramm TNT eingesetzt worden sein sollen, seien zehn Verletzte ins Krankenhaus gebracht worden. Die Armee führte einen Verdächtigen ab.

Der Libanon wird seit knapp drei Jahren von einer Serie politischer Morde erschüttert. Die Siniora-Fraktion macht die einstige Schutzmacht Syrien, die im April 2005 ihre Truppen aus dem Libanon hatte abziehen müssen, dafür verantwortlich.

Auch Syrien verurteilte den jüngsten Anschlag. In einer Erklärung hieß es, Al Hadsch sei ein "Märtyrer", wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete. Ein Regierungssprecher wies zudem darauf hin, "dass Israel 1976 im Süden des Libanons das Auto von Francois al-Hadsch in die Luft gesprengt hatte".

Al Hadsch führte Kommando im Kampf gegen Fatah

Al Hadsch stammt aus dem einst von Israel besetzten Süden des Landes. Er hatte im Sommer 2006 nach dem Ende des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah zudem die libanesischen Truppen angeführt, als diese im Süden zusammen mit den UN-Soldaten die Kontrolle übernahmen. Im vergangenen Sommer hatte Al Hadsch das Kommando im Kampf gegen die Terroristen der Fatah al Islam geführt. Die sunnitische Terrorgruppe hatte sich in dem Palästinenserlager Nahr al Bared im Norden des Libanons verschanzt und war von der Armee nach mehr als dreimonatigen Kämpfen besiegt worden.

Auch Frankreich, das sich seit Wochen um eine Einigung im Streit um die Präsidentenwahl bemüht, verurteilte den Anschlag. "Diese feige Tat gegen einen der Hauptverantwortlichen der libanesischen Militärinstitution, eines Garanten der Sicherheit des Landes, die die Achtung aller Libanesen genießt, ist Ausdruck des offenkundigen Willens zur Destabilisierung", erklärte das Außenministerium. "Die einzige Antwort" darauf müsse die unverzügliche Wahl eines neuen Präsidenten sein. (imo/dpa)

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