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Beirut

© AFP

Libanon: Sechs Tote bei Attentat in Beirut

Bei dem schwersten Terroranschlag seit der Ermordung des libanesischen Ex-Regierungschefs Hariri vor drei Jahren sind in Beirut sechs Menschen ums Leben gekommen. Offenbar war ein ranghoher Polizeihauptmann Ziel des Anschlags.

Unter den Toten ist Polizeihauptmann Wissam Eid, dem der Autobomben-Anschlag offensichtlich gegolten hatte. Eid gehörte zu den führenden Terror-Ermittlern im Libanon. Er war auch an den Ermittlungen zum Mord an Hariri im Februar 2005 beteiligt. Eids Vorgesetzter, General Aschraf Rifi, sagte am Tatort, Eid sei an der Aufklärung mehrerer großer Terroranschläge beteiligt gewesen. Bei dem Anschlag wurden nach Polizeiangaben 39 Menschen verletzt. Zunächst war von zehn Toten und 20 Verletzten die Rede gewesen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. Hinter der Tat stehe die Absicht, den Libanon politisch zu destabilisieren und eine Eskalation der Gewalt herbeizuführen, sagte er. Eine Außenamtssprecherin betonte, der Anschlag sei auf einer der belebtesten Straßenkreuzungen Beiruts erfolgt. Die Täter hätten kaltblütig eine hohe Zahl von Opfern in Kauf genommen.

Polizist: "Das war ein Racheakt"

"Das ist ein Massaker", sagte ein Ladenbesitzer, der die Explosion beobachtet hatte. Helfer sagten, Leichenteile seien wegen der Wucht der Explosion teilweise 100 Meter vom Ort des Anschlags entfernt gefunden worden.

Es war nach Angaben aus Polizeikreisen nicht der erste Versuch, Eid umzubringen. "Das war ein Racheakt, Eid war schon im Februar 2006 das Ziel eines Attentatsversuches, damals war vor dem Eingang seines Hauses eine Handgranate detoniert", sagte ein Polizist vor Ort. Eid hatte seine Stelle 2006 angetreten, nachdem sein Vorgänger Samir Schehade bei einem Sprengstoffanschlag südlich von Beirut verletzt worden war. Im vergangenen Jahr sei Eid während der Kämpfe gegen islamistische Extremisten in dem Palästinenserlager Nahr al-Bared verletzt worden, sagte ein Polizeibeamter. Über die Polizeieinheit, für die er arbeitete, heißt es, sie stehe der anti-syrischen Mehrheitsfraktion von Ministerpräsident Fuad Siniora nahe.

Der Libanon wird seit drei Jahren von einer Serie von Sprengstoffanschlägen erschüttert. Die meisten Attentatsopfer waren Politiker und Journalisten, die dem anti-syrischen Lager angehörten. Bei dem Anschlag auf Hariri, dessen Vertrauter Siniora war, hatten im Februar 2005 noch 22 weitere Menschen ihr Leben verloren. Als Drahtzieher des Bombenattentates stehen syrische Funktionäre im Verdacht.

Ein ranghoher UN-Vertreter hatte gestern vor Journalisten in New York erklärt, die Vorbereitungen für das Sondertribunal, das den Hariri-Mord untersuchen soll, seien schon weit gediehen. Die Namen der Richter und der Verteidiger für das Tribunal in Den Haag würden in Kürze bekanntgegeben, sagte er. (ps/smz/dpa)

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