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Liberia: Erste freie Wahlen nach 14 Jahren

Zwei Jahre nach Ende eines 14 Jahre dauernden Bürgerkriegs haben in Liberia am Dienstag erstmals freie Wahlen stattgefunden. Schon am frühen Morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.

Monrovia/Nairobi - Etwa 1,3 Millionen Einwohner des westafrikanischen Staates, der etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands hat, waren zur Präsidentschafts- und Parlamentswahl aufgerufen. Als besonders spannend galt das Rennen um das Präsidentenamt. Favoriten waren Ex-Fußballstar George Weah (38) und «Mama Ellen», die 66 Jahre alte Weltbankexpertin Ellen Johnson Sirleaf. Der Weltfußballer von 1995 ist vor allem bei Jugendlichen beliebt, die nichts anderes als Krieg und Chaos kennen. Er hat zwar weder die Schule abgeschlossen noch nennenswerte politische Erfahrung, doch er gilt als zupackend und nicht korrupt.

Sollte Johnson-Sirleaf gewinnen, wäre sie die zweite Frau an der Spitze eines afrikanischen Staates. Die erste afrikanische Präsidentin Ruth Perry (1996/97) war ebenfalls Liberianerin. Das künftige Staatsoberhaupt muss sich in erster Linie dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes widmen, in dem etwa 15.000 UN-Soldaten die Einhaltung des Friedensabkommens überwachen.

Vor gut zwei Jahren galt Monrovia noch als eine der gefährlichsten Hauptstädte der Welt. Kindersoldaten unter Drogen terrorisierten die Bevölkerung. Hunderttausende Menschen flohen aus ihren Dörfern. Liberia galt als Brandherd der ganzen Region, von dem aus auch der Krieg im benachbarten Sierra Leone angefacht wurde. Dort wurden Menschen von Rebellen aus diamantreichen Gegenden verjagt und oft grausam verstümmelt.

Liberia Ex-Präsident Charles Taylor soll selber kräftig am Handel mit so genannten Blut-Diamanten verdient haben. Dafür wurde er vor dem UN-unterstützten Sondertribunal für Sierra Leone angeklagt. Der Friede für Liberia wurde vor zwei Jahren mit Taylors gesichtswahrenden Ausreise ins nigerianische Exil erkauft. Nigeria weigert sich, ihn der Justiz zu übergeben.

Freigelassene Sklaven aus den USA haben Liberia 1847 gegründet. Und die USA sehen sich noch immer als enge Verbündete des kleinen Staates, dessen Flagge nach dem Vorbild der amerikanischen gestaltet ist. Die Einwohner sprechen ein für Europäer nur schwer verständliches, Silben verschluckendes Englisch. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter war als einer der etwa 400 internationalen Wahlbeobachter im Einsatz. (Von Ulrike Koltermann, dpa)

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