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Update

Libyen: Berichte über Festnahme von Gaddafi-Sohn

Saif al-Islam soll den Kämpfern des Nationalrats in die Hände gefallen sein. Ein arabischer Sender berichtet, es gebe Anzeichen für eine Hinrichtung Gaddafis. Die UN fordern eine Untersuchung der Todesumstände.

Saif al-Islam, der letzte noch in Libyen flüchtige Sohn von Muammar al-Gaddafi, ist am Freitag angeblich festgenommen worden. Die Gefangennahme erfolgte in Slitan, 160 Kilometer östlich von Tripolis, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Arabija unter Berufung auf einen beteiligten Kämpfer der Nationalratsmilizen. Saif al-Islam soll am Rücken verletzt sein, hieß es. Offiziell wurde der Bericht noch nicht bestätigt.

Weiter unklar ist, wie Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi zu Tode kam. Er starb nach Einschätzung eines Arztes durch „Schüsse aus nächster Nähe in Kopf und Bauch“. Ein Mediziner im Krankenhaus von Misrata, der Gaddafis Leiche untersucht habe, sei zu diesem Schluss gelangt, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Arabija am Freitag. Dies könnte auf eine Hinrichtung nach der Gefangennahme hindeuten.

Ein Kämpfer der Nationalrats-Milizen, der nach eigenen Angaben am Donnerstag bei Gaddafis Festnahme in Sirte dabei war, stellte die Situation am Freitag in einem Gespräch mit dem Nachrichtensender Al-Dschasira anders dar. Nach einem heftigen Feuergefecht mit seinen Leibwächtern am Zugang zu dem Abwasserrohr, in dem er sich versteckt hielt, habe sich Gaddafi ohne weitere Schwierigkeiten festnehmen lassen, sagte der Milizionär Osama al-Tajib.

„Wir übergaben ihn dem Sicherheitskomitee“, führte er weiter aus. „Doch dann brach ein Gefecht zwischen den Gaddafi-Loyalisten und den Revolutionären aus.“ Gaddafi sei dabei durch Schüsse an Kopf und Brust getroffen worden. „Wir legten ihn auf einen Ambulanzwagen, ein Arzt machte Wiederbelebungsversuche, aber er starb.“

UN: Videoaufnahmen "sehr beunruhigend"

Die Umstände von Gaddafis Tod müssen nach Ansicht der Vereinten Nationen untersucht werden. „Wir wissen nicht, wie er gestorben ist. Dazu muss es eine Untersuchung geben“, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am Freitag in Genf. Die am Donnerstag aufgetauchte Amateuraufnahmen, die Gaddafi nach seiner Festnahme verwundet, aber am Leben zeigen, bezeichnete er als „sehr beunruhigend“.

Colville verwies darauf, dass es bereits eine UN-Kommission gebe, die sich mit der Menschenrechtslage in Libyen befasse. Sie dürfte auch die Untersuchung vornehmen. Vermutlich werde es zu einer internationalen Untersuchungskommission kommen. Der UN-Menschenrechtsrat hatte immer darauf bestanden, dass im Konflikt in Libyen alle Seiten die Menschenrechte einhalten müssen. Dazu gehöre auch das Verbot willkürlicher Hinrichtungen.

Nato bereitet Einsatzende vor

Die Nato-Länder streben nach dem Tod Gaddafis ein Ende des Einsatzes in dem nordafrikanischen Land an. Bei Beratungen am Freitagnachmittag wollen die Nato-Botschafter „über eine Beendigung des Einsatzes diskutieren“, sagte ein Nato-Diplomat in Brüssel. Ein Nato-Sprecher bestätigte das Treffen im Brüsseler Hauptquartier. Der Termin wurde demnach von ursprünglich 15.00 Uhr auf 16.30 Uhr verschoben.

Eine Entscheidung über das Ende des Einsatzes werde bei dem Treffen „angestrebt“, sagte der Nato-Diplomat. Demnach ist jedoch nicht sicher, ob über eine Beendigung des Ende März gestarteten NATO-Einsatzes „Unified Protector“ („Vereinigte Schutzmacht“) bereits am Freitag entschieden wird.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy rief die Libyer zur Einheit auf. Er sprach sich am Freitag in Paris auch für Vergebung und Versöhnung in dem nordafrikanischen Land aus. Libyen finde nun die Freiheit und demokratische Hoffnung wieder. Es sei an den Libyern, „nach den schrecklichen Gaddafi-Jahren ein neues Kapitel aufzuschlagen und an der Zukunft zu arbeiten“. Sarkozy fügte bei einem Treffen zur G-20-Präsidentschaft Frankreichs hinzu: „Man darf sich nie über den Tod eines Menschen freuen, egal, was er getan hat.“ Der Nato-Einsatz in Libyen geht Sarkozys Worten zufolge seinem Ende entgegen. Frankreich war zusammen mit Großbritannien die führende Kraft des Einsatzes. (dpa/AFP)

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