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Der internationale Flughafen der Hauptstadt Tripolis ist umkämpft.

© AFP

Libyen: Die Angst der Nachbarn

Libyen droht in Chaos und Gewalt zu versinken. Die Anrainer fürchten um ihre eigene Sicherheit und haben ein Krisentreffen vereinbart.

Die Bewohner von Tripolis stehen unter Schock. Auch in der Nacht zu Dienstag wurde um den Flughafen der libyschen Hauptstadt wieder heftig gekämpft. Premier Abdullah al Thinni erwägt nun sogar, von der Staatengemeinschaft eine bewaffnete Eingreiftruppe zu erbitten, um „Chaos und Umsturz abzuwenden“ sowie die Autorität der politischen Führung wiederherzustellen. US-Außenminister John Kerry sprach von einer gefährlichen Eskalation, die gestoppt werden müsse. Libyens Nachbarn riefen die Kontrahenten zum Dialog auf und vereinbarten ein Krisentreffen in Kairo. Denn in Ägypten, Tunesien und Algerien, aber auch in Mali, Tschad und Sudan wächst die Angst, der Post-Gaddafi-Staat könnte ein permanenter Unruheherd werden und die Tumulte bald auf alle angrenzenden Staaten übergreifen.

Millionenschaden an Flugzeugen

Bisher wurden bei den Feuergefechten zwischen rivalisierenden Milizen auf dem Gelände des Flughafens von Tripolis 15 Menschen getötet und über 70 verletzt. Der Tower, das Zollgebäude, Tanklaster und zwölf auf dem Rollfeld geparkte Airbus-Maschinen wurden nach Auskunft eines Regierungssprechers durch Raketen und Salven aus Luftabwehrgeschützen getroffen. Die Flugzeuge, an denen wohl ein dreistelliger Millionenschaden entstand, gehören den libyschen Luftlinien Afriqiyah Airways, Libyan Airlines und Buraq Airlines. Als Folge der Kämpfe musste auch der Flughafen im 200 Kilometer entfernten Misrata geschlossen werden, weil dessen Flugsicherung über Tripolis abgewickelt wird.

Kämpfe weiten sich aus

Wie im Osten des Landes geraten auch im Westen islamistische und anti-islamistische Milizen immer häufiger aneinander. In Tripolis attackieren seit Sonntag islamistische Kämpfer aus Misrata die säkularen Zintan-Brigaden, die aus den Nafusabergen stammen, offiziell dem Kommando des Verteidigungsministeriums unterstehen und den Flughafen der Hauptstadt kontrollieren. Die Zintan-Milizen haben sich mit Einheiten des abtrünnigen Generals Khalifa Haftar in Bengasi verbündet, der angekündigt hat, er werde die Macht der Islamisten brechen.

Terrorcamps in der Wüste

Nach Erkenntnissen der ägyptischen Armee sind in den libyschen Wüstenregionen drei größere Trainingscamps entstanden, wo zwischen 2000 und 4000 Radikale im Schießen und Bombenlegen ausgebildet werden. Die Kommandos versuchen mit Al-Qaida-Extremisten auf dem Sinai eine zweite Terrorfront gegen das Regime von Präsident Abdel Fattah al Sisi in Kairo aufzubauen.

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