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Libyen: Human Rights Watch: Gaddafi setzt Streubomben ein

Die Truppen von Machthaber Gaddafi sollen in der heftig umkämpften Stadt Misrata international geächtete Streubomben eingesetzt haben. Dies berichtet unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die Regierung in Tripolis widerspricht.

"In der vergangenen Nacht war das wie Regen", beschrieb ein Aufständischer am Freitag die Folgen von Explosionen über der Stadt. Die in den USA ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bestätigte den Einsatz der Munition, während die libysche Führung dies bestritt.

Mitarbeiter seiner Organisation hätten vor Ort mindestens drei Streubomben gefunden, erklärte HRW-Experte Steve Goose. Es sei "empörend", dass solche Bomben auch in Wohngebieten eingesetzt würden. Ein Reporterteam der US-Tageszeitung "New York Times" hatte zuerst über Bomben berichtet, die am Himmel explodierten und weitere kleine Sprengsätze über der Stadt verteilten. Das Team machte auch Fotos davon. Die Bomben sollen demnach im Jahr 2007 in Spanien produziert worden sein, ein Jahr bevor Madrid die Streubomben-Konvention unterzeichnete. Die Konvention trat 2010 in Kraft.

"Wir tun das nie", wies Regierungssprecher Mussa Ibrahim in der Hauptstadt Tripolis die Vorwürfe zum Einsatz von Streubomben zurück. Die Berichte seien "surreal". Human Rights Watch und die Aufständischen müssten Beweise dafür vorlegen.

Nach Angaben von Ärzten in der ostlibyschen Stadt Bengasi wurden in Misrata am Freitag acht Aufständische getötet. Im Tagesverlauf wurden die Schusswechsel und Kämpfe in der Stadt zusehends heftiger und verlagerten sich in Richtung des Stadtzentrums, wie ein Fotograf berichtete. Den ganzen Tag über waren zudem aus verschiedenen Stadtteilen starke Explosionen zu hören. Die Rebellen richteten rund um ein verlassenes Wohnviertel, in dem sie Anhänger Gaddafis vermuteten, Straßensperren ein.

Nach Angaben der Aufständischen hielten sich die Gaddafi-treuen Soldaten vor allem in einem Gebiet unweit einer Hauptstraße auf, von wo sie Granaten, Mörser und auch die Streubomben abfeuerten. Die Nato müsse diese Gegend beschießen, weil sich dort keine Zivilisten befänden, forderte ein Rebell.

In den Gängen der zentralen Markthalle von Misrata türmte sich Geröll, im Dach klafften Löcher von Granateneinschlägen. In dem Gebäude patrouillierten junge Rebellen mit Kalaschnikows über den Schultern durch die Hallen, um regierungstreue Kämpfer aufzuspüren. Auch Sirte, die Heimatstadt Gaddafis, wurde am Freitag laut der amtlichen libyschen Nachrichtenagentur Jana beschossen.

Unterdessen berichtete die "Washington Post", dass der Nato die Munition ausgehe. Dem Militärbündnis fehlten allmählich Präzisionsbomben und andere Munition, schrieb das Blatt unter Berufung auf Nato- und US-Vertreter. Dies und die begrenzte Zahl von Flugzeugen lasse in Washington die Zweifel wachsen, ob sich die USA weiter zurückhalten könnten. Die USA hatten in der vergangenen Woche das Kommando über den Einsatz der Nato übergeben und 50 Flugzeuge abgezogen. (AFP)

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