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 Migranten sitzen auf dem Boden an der Marinebasis in der libyschen Hauptstadt.

© Hamza Turkia/Xinhua/dpa

Libyen: Menschenhändler sollen 15 Migranten erschossen haben

Bei einem Fluchtversuch aus einem Lager in Libyen wurden offenbar 15 Migranten getötet. SPD-Vorsitzende Andrea Nahles forderte derweil die Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer.

Libysche Menschenhändler haben nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mindestens 15 aus Gefangenschaft fliehende Migranten erschossen. Dutzende weitere seien nahe der Stadt Bani Walid im Nordwesten des Landes verletzt worden, teilte die Organisation am Freitagabend mit. Sie seien von den Geiselnehmern angeschossen worden, als diese sie wieder einfangen wollten. Mehr als 100 Menschen seien zuvor aus einem Geheimgefängnis ausgebrochen. Die Überlebenden, vor allem Teenager, stammten den Angaben zufolge hauptsächlich aus Eritrea, Äthiopien und Somalia und strebten Asyl in Europa an. Sie berichteten, bis zu drei Jahre lang gefangen gewesen zu sein.

Vor der libyschen Küste sind in den vergangenen Tagen nach Angaben von Helfern mehr als 1500 Menschen aus Seenot gerettet worden. Allein am Donnerstag und Freitag hätten Schiffe von Nichtregierungsorganisationen (NGO), sowie der italienischen Küstenwache und Marine diese Zahl von Migranten vor dem Ertrinken gerettet, teilte die Hilfsorganisation SOS Mediterranee mit.

Seit Monaten werden weniger Flüchtlinge gerettet

Deutsche Helfer haben im Mittelmeer 128 Menschen aus Seenot gerettet. Nachdem die Organisation Sea-Eye bereits am Donnerstag bei der Rettung von 157 Menschen mitgeholfen hatte, sei ihr Rettungsschiff Seefuchs am Freitag zu einem überfüllten Schlauchboot ausgerückt, teilte die Regensburger Organisation mit. An Bord waren auch acht Kleinkinder und 42 Frauen, neun von ihnen schwanger. Das Boot habe wegen Motorschadens nicht mehr manövrieren können.

Seit Monaten werden deutlich weniger Flüchtlinge in den internationalen Gewässern des Mittelmeers gerettet. Viele Menschen, die von Libyen aus die Flucht nach Europa wagen, werden bereits in den Hoheitsgewässern geborgen und zurück in das Bürgerkriegsland gebracht. In Italien kamen im Mai bislang lediglich 1349 Gerettete an. Im Mai 2017 waren es noch fast 23 000 gewesen.

Nach wiederholten Massenschlägereien zwischen Migranten verschiedener Nationalitäten haben rund 300 Menschen, in ihrer Mehrheit Familien, das Flüchtlingslager von Moria auf der griechischen Insel Lesbos verlassen. Sie protestierten damit gegen als unerträglich bezeichnete Zustände und eine langsame Bearbeitung ihrer Asylanträge, wie der staatliche Regionalsender (ERT-Nord-Ägäis) weiter berichtete.

Im Auflieger eines Sattelschleppers seien in der Nähe der kleinen griechischen Grenzortschaft Soufli 91 Migranten entdeckt worden, teilte griechische Polizei am Samstag mit. Diese hatten zuvor den türkisch-griechischen Fluß Evros überquert und waren offensichtlich auf dem Weg zu einem der westgriechischen Häfen, von wo aus eine Route weiter nach Italien und Richtung Mitteleuropa führt.

Andrea Nahles fordert Einstufung der Mahgreb-Staaten als sichere Herkunftsländer

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles forderte die Grünen auf, die von der Koalition vereinbarte Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer im Bundesrat nicht länger zu blockieren. Die Anerkennungsquoten für Asylbewerber aus Marokko, Algerien und Tunesien liege unter fünf Prozent. „Daher ist es in der Sache richtig, die Maghreb-Staaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären“, sagte Nahles der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Dazu müssen sich auch die Grünen im Bundesrat bewegen.“

Eine Einstufung als sichere Herkunftsstaaten könnte die Asylverfahren von Bürgern dieser Länder vereinfachen und damit beschleunigen. „Menschen, die weder geduldet noch als Asylbewerber anerkannt werden, müssen schneller Klarheit haben, dass sie nicht bleiben können und zurückgebracht werden“, sagte Nahles. Das gehöre unweigerlich zur Willkommenskultur dazu. „Sie funktioniert nur zusammen mit einem durchsetzungsstarken Rechtsstaat. Wer Schutz braucht, ist willkommen. Aber wir können nicht alle bei uns aufnehmen.“ (dpa)

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