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Ein Mann steht mit seiner Waffe vor dem brennenden US-Konsulat in Bengasi.

© AFP

Libyen: USA fassen mutmaßlichen Drahtzieher von Bengasi-Anschlag

Vor zwei Jahren wurde bei bei einem Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi auch der US-Botschafter getötet. Jetzt haben die USA den mutmaßlichen Drahtzieher gefasst. Für Barack Obama vor allem ein innenpolitischer Erfolg.

Knapp zwei Jahre nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi ist den Vereinigten Staaten der erste große Fahndungserfolg gelungen. Eine US-Spezialeinheit fasste bei einer Kommandoaktion in Libyen am Wochenende einen mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags, wie das Pentagon am Dienstag mitteilte. Dem Verdächtigen Ahmed Abu Chatallah soll nun vor einem Bundesgericht in Washington der Prozess gemacht werden.

Chatallah sei eine "Schlüsselfigur" des Angriffs und werde "an einem sicheren Ort außerhalb von Libyen" festgehalten, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Alle an dem Einsatz am Sonntag beteiligten US-Soldaten und Vertreter der US-Justizbehörden hätten das nordafrikanische Land unversehrt wieder verlassen. Auch zivile Opfer habe es nicht gegeben.

Festnahme ist ein politischer Erfolg für Obama

Bei dem Angriff radikaler Islamisten auf das Konsulat in Bengasi am 11. September 2012 waren der US-Botschafter Chris Stevens und drei US-Wachleute getötet worden. Die erste Festnahme eines mutmaßlichen Haupttäters ist ein großer politischer Erfolg für Präsident Barack Obama, den die oppositionellen Republikaner bis heute wegen des Krisenmanagements seiner Regierung scharf kritisieren.

"Die Vereinigten Staaten haben den unerschütterlichen Willen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Amerikanern Schaden zufügen", erklärte Obama. Chatallah werde nun "das volle Gewicht des amerikanischen Justizsystems" zu spüren bekommen.

"Sie werden nicht straflos davonkommen"

Außenminister John Kerry ergänzte: "Diese verwegene Aktion des hervorragenden US-Militärs ist eine deutliche Mahnung an alle, die uns zu schaden wagen, dass sie nicht straflos davonkommen." Medienberichten zufolge hatte die US-Justiz vergangenes Jahr im Zusammenhang mit der Bengasi-Attacke Anklage gegen Chatallah und weitere Verdächtige erhoben. Der am Dienstag veröffentlichten Anklageschrift zufolge wird Chatallah Mord, Unterstützung des Terrorismus und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Der mutmaßliche Drahtzieher soll demnach selbst an dem Sturm auf das Konsulat teilgenommen haben. Laut "Washington Post" könnte ihm bei einer Verurteilung lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe drohen.

US-Justizminister Eric Holder kündigte an, die Ermittlungen würden fortgesetzt, um Chatallahs "Mitverschwörer" ebenfalls zu fassen. Wo genau sich Chatallah seit der Festnahme befindet, ist unklar. In ähnlichen Fällen hatten die US-Behörden Terrorverdächtige zunächst auf Kriegsschiffen verhört, ehe sie zur Strafverfolgung in die USA gebracht wurden. Der Nachrichtensender CNN meldete, Chatallah werde "in den kommenden Tagen" in den USA eintreffen.

Seit Januar auf der Terrorliste

Die US-Regierung hatte Chatallah im Januar offiziell auf die Terrorliste gesetzt. Auf der Internetseite des Außenministeriums wird er als "ranghoher Anführer" der Extremistengruppe Ansar al-Scharia in Bengasi beschrieben. Die Organisation hatte nach dem Sturz von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 an Bedeutung gewonnen. Ansar al-Scharia ist auch im Nachbarland Tunesien aktiv.

Der Anschlag von Bengasi ist in den USA ein parteipolitisches Streitthema. Die Republikaner werfen der Regierung Versagen vor, weil das Außenministerium im Vorfeld Hinweise auf Sicherheitslücken in Bengasi und die Bedrohung durch Extremisten ignoriert haben soll. Kürzlich richtete das Repräsentantenhaus einen weiteren Untersuchungsausschuss zu Bengasi ein.

Nach dem Anschlag im September 2012 hatten die Republikaner den Präsidenten außerdem beschuldigt, den terroristischen Hintergrund verheimlicht zu haben. Damals befand sich Obama mitten im Wahlkampf. Regierungsvertreter hatten die Attacke zunächst als spontanen Protest gegen ein in den USA produziertes anti-islamisches Schmähvideo dargestellt. Erst später schwenkte Obamas Regierungsmannschaft geschlossen auf die Linie ein, dass islamistische Extremisten verantwortlich gewesen seien. (AFP)

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