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Politik: Lieber mit Madrid

Von Ralph Schulze, Madrid Der Empfang für die spanische Außenministerin Ana de Palacio in der marokkanischen Hauptstadt Rabat war kühl: Obwohl die Beilegung der schwersten Krise der letzten 25 Jahre zwischen Spanien und Marokko auf der Tagesordnung stand, kam Marokkos Außenminister Benaisa nicht einmal zur Begrüßung zum Flughafen. Stattdessen schickte er ein niederrangiges Empfangskomitee.

Von Ralph Schulze, Madrid

Der Empfang für die spanische Außenministerin Ana de Palacio in der marokkanischen Hauptstadt Rabat war kühl: Obwohl die Beilegung der schwersten Krise der letzten 25 Jahre zwischen Spanien und Marokko auf der Tagesordnung stand, kam Marokkos Außenminister Benaisa nicht einmal zur Begrüßung zum Flughafen. Stattdessen schickte er ein niederrangiges Empfangskomitee. Diese Geste steht dafür, dass sich die Beziehungen am Montag, bei den ersten direkten Gesprächen nach Beilegung des „Petersilien"-Konfliktes, alles andere als normalisiert haben. Nach vier Stunden hartem Ringen – vorgesehen war die Hälfte die Zeit – trennten sich am Nachmittag beide Delegationen, ohne dass größere Hoffnung auf Tauwetter auszumachen war. Beide Seiten begnügten sich mit einer kurzen gemeinsamen Erklärung, in welcher der am Wochenende vereinbarte friedliche Kompromiss im Streit um die Insel Petersilie bekräftigt wurde. Zudem wurde eine weitere Gesprächsrunde zwischen den beiden Außenministern vereinbart, und zwar im September in Madrid.

US-Außenminister Colin Powell hatte in dem gefährlich eskalierten Konflikt um die von beiden Ländern beanspruchte Insel vor der marokkanischen Küste folgende Lösung vermittelt: Marokko sagte zu, die Insel nicht wieder zu besetzen. Spanien zog daraufhin seine Truppen zurück, die zuvor eine Hand voll marokkanischer Soldaten von der Insel vertrieben hatten. Beide Seiten verpflichteten sich, in der Zukunft kein Militär auf Petersilie zu stationieren und damit den „Status quo“ vor Ausbruch des Konfliktes wiederherzustellen. Die Insel soll demzufolge zunächst eine Art neutrales Niemandsland sein.

Mit dieser Vereinbarung haben beide Seiten formal von ihren bisherigen Positionen abrücken müssen. Spanien wie Marokko hatten die Insel als nationales Territorium beansprucht. Nachdem unter spanischen Historikern Zweifel an den Besitzrechten der spanischen Krone aufgekommen waren, sprach Madrid zuletzt offiziell nur noch davon, den früheren Zustand auf der Insel, also ohne militärische Besetzung durch einen der beiden Staaten, wiederherstellen zu wollen.

Nicht bekannt wurde zunächst, ob Marokkos Außenminister im gestrigen Krisengespräch auch das heiße Eisen der übrigen spanischen Besitzungen an der nordafrikanischen Küste anpackte. Aber es gilt als wahrscheinlich. Die Marokkaner hatten angekündigt, dass sie auf der „Rückgabe“ der „besetzten Städte“ Ceuta und Melilla an der marokkanischen Küste beharren werden. Ein spanischer Regierungssprecher bekräftigte freilich, dass Spanien Gespräche über diese beiden spanischen Städte verweigern werde. „Da gibt es nichts zu verhandeln.“

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