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Linke: Lafontaine, Gysi und die Frauen an ihrer Seite

Mehr Frauen in die erste Reihe, propagiert der Linken-Vorsitzende Oskar Lafontaine – und bringt damit seine Partei in Bedrängnis. Eine Frau aus dem Osten soll künftig mit ihm die Partei führen, eine Frau aus dem Westen mit Gregor Gysi Fraktionschefin werden.

Mehr Frauen in die erste Reihe, propagiert der Linken-Vorsitzende Oskar Lafontaine – und bringt damit seine Partei in Bedrängnis. Seinen Verzicht auf den Fraktionsvorsitz hatte er mit dem Vorschlag verbunden, künftig sowohl im Bundestag als auch in der Partei ein Paar an die Spitze zu stellen – Frau und Mann, Ost und West. Lafontaines Votum hieße konkret: Eine Frau aus dem Osten soll künftig mit ihm die Partei führen, eine Frau aus dem Westen mit Gregor Gysi Fraktionschefin werden. Ein Vorschlag, mit dem er die Abgeordneten der neuen Bundestagsfraktion bei ihrer ersten Klausur in Rheinsberg überrumpelte. Schon länger hatten die Frauen in der Linken kritisiert, dass in den entscheidenden Führungsämtern nur Männer sitzen. Lafontaines Vorstoß traf sie jedoch unvorbereitet.

Hinzu kommt: Für die Fraktionsführung eine geeignete Kandidatin aus dem Westen zu finden, dürfte schwierig sein. Aus den Westverbänden kommen unerfahrene Neulinge oder exponierte Vertreterinnen des linken Parteiflügels, die es schwer haben werden, eine Mehrheit zu bekommen. Aus dem Osten gäbe es hingegen mehrere Kandidatinnen. Das Frauenplenum, in dem alle weiblichen Abgeordneten vertreten sind, erbat sich daher zwei Monate Bedenkzeit, um die Frage zu diskutieren. Das Ergebnis ist offen: Ein Teil der Frauen plädiert dafür, bei der Suche nicht nach der regionalen Herkunft zu unterscheiden.

Die Partei müsste ihre Satzung ändern, wenn sie weiter von zwei Vorsitzenden vertreten werden will. Eigentlich sollte es ab Mai 2010 nur noch einen Chef geben. Der scheidende Parteichef Lothar Bisky machte ebenso wie Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch aus seiner Skepsis keinen Hehl: „Ich bin nicht für Doppelspitzen“, kommentierte Bisky und mahnte, der Ost-West-Proporz sei überholt. Auch Parteivize Halina Wawzyniak hält den Vorschlag für „reine Symbolpolitik“. Die Männermacht werde dadurch nicht wirklich infrage gestellt. Ob Frauen an die Spitze kämen, sei eine strategische Frage für die Zukunft und die Ära nach Gysi und Lafontaine, sagt Wawzyniak. Die Parteilinke Ulla Jelpke hingegen findet Lafontaines Vorschlag gut. „Ost und West“, sagt die Abgeordnete aus Nordhrein-Westfalen, sei in der Partei immer noch ein Problem. Die Linke müsse mit ihrem Führungspersonal auch nach außen deutlich zeigen, dass sie beide Teile vertrete.

Gysi betonte zum Abschluss der Klausur, er habe nichts gegen eine Frau an seiner Seite. „Arbeitsteilung hat schon etwas für sich.“ Er machte zugleich deutlich, dass es absehbar weiter auf ihn und Lafontaine ankommen werde. „Lafontaine und ich stehen in der Verantwortung, die Vereinigung der Partei hinzubekommen. Wenn wir das schaffen, dann kann auch die nächste Generation ran.“

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