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Plenarsaal der 92. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude.

© imago/Future Image/IMAGO/Jean MW

Studie zu Reden im Bundestag: Opposition drückt sich verständlicher aus als die Bundesregierung

Die Dichte an Fachwörtern und Schachtelsätzen ist im Bundestag hoch. Die verständlichsten Reden kommen einer Studie zufolge von Abgeordneten der Linken und der CDU.

Die Opposition spricht etwas verständlicher als die Regierung, Linke und Union deutlicher als FDP und AfD: Das sind die zentralen Ergebnisse einer am Montag vorgestellten Studie der Universität Hohenheim und des Deutschlandfunks über die Verständlichkeit von Bundestagsreden. 

Für die Studie hat die Universität Hohenheim den Angaben zufolge mit Hilfe einer selbst entwickelten Software 96 Reden untersucht, die zwischen dem 6. und dem 9. September 2022 im Deutschen Bundestag zur ersten Lesung des Bundeshaushalts für das Jahr 2023 gehalten wurden. Dafür wurden die vom Bundestag zur Verfügung gestellten Plenarprotokollen als Basis genutzt. 

Den Ergebnissen zufolge hielt die Linken-Politikerin Gesine Lötzsch im vergangenen Jahr die verständlichste Rede im Bundestag. Platz zwei und drei belegen demnach der AfD-Abgeordnete Leif-Erik Holm und Thomas Jarzombek von der CDU. Die unverständlichste Rede hielt demnach Kerstin Vieregge (CDU) in der Debatte über den Einzelplan des Verteidigungsministeriums.

Unter den Kabinettsmitgliedern punktete die inzwischen zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mit der formal verständlichsten Rede. Ihr folgt laut Studie Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Auf Rang drei und vier liegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Den letzten Platz aus dem Kabinett belegt unter dem Gesichtspunkt der formalen Verständlichkeit Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Ihre Rede enthielt demnach „vor allem längere, verschachtelte Sätze“.

Im Schnitt sind die Haushaltsreden etwas verständlicher als die Reden der Vorstandsvorsitzenden auf den Jahreshauptversammlungen der DAX40-Unternehmen.

Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider

In der traditionell besonders beachteten Aussprache über den Kanzleretat schnitt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in punkto Verständlichkeit etwas besser ab als Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU).

„Im Schnitt sind die Haushaltsreden etwas verständlicher als die Reden der Vorstandsvorsitzenden auf den Jahreshauptversammlungen der DAX40-Unternehmen“, resümierte der Studienautor und Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider.

Dennoch sei bei einigen noch Luft nach oben. Die Verständlichkeit wird demnach vor allem durch Fremd- und Fachwörter, zusammengesetzte Wörter, Anglizismen und lange Sätze erschwert.

Für die Öffentlichkeit wäre eine verständlichere Sprache von Abgeordneten, aber auch von Ministerien und Behörden eine große Hilfe, teilte Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Marco Bertolaso mit. Derzeit verstecke sich die Politik aber häufig hinter Fachbegriffen und Floskeln.

Brettschneider und sein Team analysierten insgesamt 96 Reden der Haushaltsdebatte im Bundestag vom vergangenen September. Sie untersuchten die Beiträge mit dem sogenannten Hohenheimer Verständlichkeitsindex auf unter anderem Schachtelsätze, Wort- und Satzlängen und damit ihre formale Verständlichkeit hin. (AFP, KNA)

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