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Politik: Links draußen

Das Bündnis aus PDS und WASG bleibt im Westen erfolglos

Von Matthias Meisner

Berlin - Zuletzt war von einem Wunder die Rede. Nur noch das könne den Einzug der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) in den Landtag von Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz bewirken, hieß es von ernüchterten Wahlkämpfern in den beiden Bundesländern. Vor allem sollte die WASG stellvertretend für das Linksbündnis mit der PDS erstmals den Einzug der Linken in ein westdeutsches Länderparlament erkämpfen – und damit die Erfolgsgeschichte fortschreiben, die im Herbst mit dem Einzug von Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und ihren Getreuen in den Bundestag begonnen hatte.

Doch die Linke ist im Westen noch lange nicht verankert, die Fünf-Prozent- Hürde bleibt in den alten Bundesländern für sie hoch, absehbar zu hoch. 2,2 Prozent hatte die WASG im Mai vergangenen Jahres bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, wo sie erstmals kandidierte, erzielt, die PDS blieb dort damals bei 0,9 Prozent – das gab letztlich den Ausschlag, dass beide Parteien es künftig gemeinsam versuchen wollen.

Die Euphorie, was den geplanten Zusammenschluss zu einer neuen Linkspartei betrifft, ist indes verflogen, wie die Akteure selbst einräumen. Erst kurz vor dem Wahltag schickte die WASG-Bundesspitze einen Rundbrief an alle Mitglieder, in dem es zur Entwicklung einer neuen Partei heißt: „Hier gibt es reichlich Spannungen, Unbehagen und Kritik.“ Auch Lafontaine und Gysi selbst sind sich offenbar des Rückhalts der Mitglieder nicht mehr sicher, mit Blick auf die laufende Urabstimmung zum Zusammenschluss von WASG und PDS beschworen sie erst dieser Tage die „historische Chance“, die mit einer gemeinsamen Partei verbunden sei.

Selbst auf diesen Appell überwogen offenbar negative Reaktionen, die WASG- Spitze berichtet, dass der Brief der beiden Fraktionsvorsitzenden „zu Unmut und Verunsicherung geführt habe“. Bekannte Kandidaten konnte die WASG weder bei den Wahlen zum Stuttgarter noch zum Mainzer Landtag aufbieten, zudem war die Truppe stark männerdominiert – so waren nur 14 der 70 Wahlkreiskandidaten in Baden-Württemberg Frauen. In der WASG sei „nicht alles so glatt und durchgestylt“ wie in den anderen Parteien, sagte etwa deren Landeschef im Südwesten, Bernd Riexinger. Dem Wähler aber erschloss sich dieser besondere Charme nicht.

Absehbar hat die Linke also auch weiterhin nur im Osten bei Landtagswahlen Erfolg – in Sachsen-Anhalt war am Sonntag nur die PDS angetreten, mit Aussichten aber nur auf die Rolle des Oppositionsführers. Die WASG hatte einzelne Kandidaten auf der PDS-Landesliste platzieren dürfen. Zermürbendes Gezänk im WASG-Landesverband hatte das nicht verhindert. Wulf Gallert, PDS-Spitzenkandidat im Land, ist vom Linksbündnis noch lange nicht begeistert. Die Frage, wie daraus eine moderne politische Kraft wird, die das Image der 70er Jahre ablegt, ist für ihn noch nicht beantwortet, wie er vor der Wahl zugab.

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