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Die Medien sollen Schuld an der Krise der FDP sein, sagt der liberale Bundestagsabgeordnete Joachim Günther.

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"Linksgrüne Hysterie": FDP-Bundestagsabgeordneter ruft zum Medienboykott auf

Der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Joachim Günther hat einen Schuldigen für die Krise der Liberalen ausgemacht: die Medien. Jetzt ruft er zum Boykott auf.

Joachim Günther gehört sicher nicht zu den A-Promis der Liberalen. Aber wenn man bedenkt, dass der Sachse seit 1990 für die FDP im Deutschen Bundestag sitzt, gehört er doch schon zu den Urgesteinen der Partei. Vor der Wende war der Diplomingenieur Kreissekretär der LDPD, der liberalen Blockpartei in der DDR. Und natürlich macht sich so einer Gedanken über den Zustand der eigenen Partei, schließlich könnte es sein, dass zwar die liberale Blockpartei die DDR überlebt hat, die FDP aber ihre schärfste Krise seit der Wiedervereinigung nicht überstehen wird. Und Günther hat die Ursache für das Übel der Liberalen gefunden, einen Schuldigen ausgemacht: die Presse.

Der 63-jährige Vogtländer hat einen offenen Brief an seine Fraktionskollegen geschrieben und auf seine Homepage gestellt. Unter dem Motto "Pressehetze ignorieren? Ich bin so frei!" ruft er zum Boykott kritischer Medien auf. Er sagt: "Die Medien mit linksgrüner Hysterie-Berichterstattung werden immer mehr zur 1. Gewalt im Staat." Sie hätten vorübergehend suggerieren können, dass man in Deutschland nicht einmal mehr einen neuen, modernen Bahnhof bauen dürfe. Auch werde der "nicht immer glücklich handelnde Bundespräsident" von einer Journalistenmeute "wie ein räudiger Fuchs über sämtliche Titelblätter und durch alle Fernsehsendungen gehetzt, weil er Vergünstigungen in Anspruch genommen haben soll". Dabei verweist er auf Sonderkonditionen, die auch Journalisten bekämen.

Der Plauener FDP-Bundestagsabgeordnete Joachim Günther ruft zum Medienboykott auf.
Der Plauener FDP-Bundestagsabgeordnete Joachim Günther ruft zum Medienboykott auf.

© promo

Günther beklagt, dass die Medien die Positionen der FDP beim Thema Finanzmarkttransaktionssteuer und auch bei der Vorratsdatenspeicherung bewusst irreführend darstellen würden. "Wer stoppt diesen Kampagnen-Wahnsinn? Solange wir als Zeitungsleser, Radiohörer und Fernsehzuschauer uns weiter so an der Nase herumführen lassen, wird sich nichts ändern", schreibt Günther. Und weiter: "Nun kann man unmoralische und unfähige Journalisten nicht einfach zum Rücktritt auffordern. Wohl aber kann man Zeitungen abbestellen, Radio- und Fernsehsender nicht mehr einschalten. Ich bin sicher, dann würde sich einiges ändern im medialen Bereich." Günther will mehr positive Nachrichten und beklagt permanenten Pessimismus. Da helfe nur Boykott. "Stellen wir uns als Liberale an die Spitze einer Bewegung, die das Positive, das wir in unserer Gesellschaft haben, wieder mehr in den Vordergrund rückt!", fordert er seine liberalen Kollegen zum Schluss auf.

Der Boykottaufruf ging an alle FDP-Bundestagsabgeordnete und laut "Sächsischer Zeitung" auch an einige Unions-Abgeordnete.

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