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Lafontaine

© dpa

Linkspartei: Lafontaine an Prostata-Krebs erkrankt

UPDATE Der überraschende Rückzug Oskar Lafontaines vom Vorsitz der Bundestagsfraktion erscheint in völlig neuem Licht: Der Spitzenpolitiker der Linken hat Krebs – und wird sich deshalb am Donnerstag ins Krankenhaus begeben.

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Der Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine an Prostata-Krebs erkrankt. Am Donnerstag soll der Politiker ins Krankenhaus gehen. Bereits am Dienstag hatte Lafontaine mitgeteilt, der chirurgische Eingriff sei "seit längerem geplant".

Über seine politische Zukunft will Lafontaine zu Beginn des kommenden Jahres entscheiden, „unter Berücksichtigung meines Gesundheitszustandes und der ärztlichen Prognosen“. In einer Rede am Mittwoch im saarländischen Landtag antwortete Lafontaine auf die Regierungserklärung des alten und neuen Ministerpräsidenten Peter Müller. Seine Erkrankung erwähnte er bei seinem Auftritt nicht.

Der „Spiegel“ hatte in seiner neuen Ausgabe Spekulationen angeheizt, der Rückzug von Lafontaine aus der Fraktionsführung könnte einen ganz anderen Grund haben – das Magazin kolportierte Gerüchte, der Vorsitzende der Linken habe eine private Beziehung zur Wortführerin der Kommunistischen Plattform, Sahra Wagenknecht und fahre auf Druck seiner Ehefrau Christa Müller sein Engagement in Berlin zurück. Diese Erklärung als Grund für Lafontaines Entscheidungen zu seiner persönlichen Zukunft tritt nun in den Hintergrund.

Warum der machtbewusste Saarländer überraschend auf den Fraktionsvorsitz verzichtete, konnten sich auch viele Abgeordnete bei der Klausurtagung der Bundestagsfraktion Anfang Oktober in Brandenburg nicht so recht erklären. Lafontaine begründete seinen Rückzug damals mit dem Pluralismus in der Partei, der sich auch in der Führungsspitze widerspiegeln müsse. Er kündigte an, er wolle sich auf den Parteivorsitz konzentrieren. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch erklärte später, schon seit Anfang des Jahres habe es im engeren Führungszirkel der Partei Diskussionen gegeben, dass Lafontaine nicht alle Positionen übernehmen könne: Fraktionschef im Bundestag, im Saarland und Vorsitzender der Linkspartei.

Lafontaine hatte sich in den vergangenen Monaten bereits zurückgenommen: Seine Wahlkampfauftritte konzentrierte er auf das Saarland, er absolvierte deutlich weniger Auftritte als der zweite Spitzenkandidat der Linken, Gregor Gysi. Bereits Anfang des Jahres hatte es Gerüchte gegeben, Lafontaine sei erkrankt.

In den vergangenen Tagen hatte Lafontaine seine Präsenz in Berlin noch einmal reduziert. Zwar hielt er vergangene Woche die Gegenrede auf die Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel, flog dann aber zurück ins Saarland. Er kam noch einmal am Donnerstag nach Berlin, um ein Buch von Albrecht Müller vorzustellen, früher Mitarbeiter der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt. Bei dieser Veranstaltung ließ Lafontaine auch seine politische Zukunft an der Saar offen. „Mal sehen“, sagte er auf die Frage der Moderatorin, ob er Fraktionschef im Saarbrücker Landtag bleibe. Zu seinem eigenen politischen Engagement sagte er, er habe immer auch dazu beitragen wollen, „dass sich die SPD findet“. An der Bundesvorstandssitzung am Wochenende in Berlin, die unter anderem über die rot-rote Regierungsbildung in Brandenburg diskutierte, nahm er nicht teil. Im Vorfeld hatte er sich gegen aus seiner Sicht zu weitreichende Zugeständnisse der brandenburgischen Linkspartei an die SPD verwahrt.

Die politische Zukunft von Lafontaine in der Linkspartei ist nun offener denn je. Fraktionschef Gysi hatte schon im Sommer die Befürchtung geäußert, Lafontaine könne der Linken zu schnell den Rücken zuwenden. Auch Vertreter des Reformerflügels sprachen von der Gefahr, „dass er einfach die Tür zuknallt“. Die Spitze jedenfalls stellt sich in jedem Fall auf ein gebremstes Engagement ein. Als Parteichef müsste Lafontaine nun eigentlich die überfällige Programmdebatte anstoßen. Schon vor der Nachricht über seine Erkrankung war nicht zu erkennen, dass er sich dafür wirklich interessiert.

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