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Oskar Lafontaine, hier als Napoleon verkleidet beim Rosenmontagszug 2012 in Saarbrücken.

© dapd

Update

Linkspartei: Lafontaine schließt Kampfkandidatur gegen Bartsch aus

Die Linkspartei verheddert sich in der Führungsdebatte. Oskar Lafontaine ist bereit, als Vorsitzender anzutreten - wenn sein Kontrahent Dietmar Bartsch seine Bewerbung zurückzieht. Eine Spitzenrunde kann sich nicht auf einen Personalvorschlag einigen.

Von Matthias Meisner

Oskar Lafontaine fährt pünktlich um 14 Uhr mit dem Taxi vor der Linken-Parteizentrale in Berlin vor, er kommt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht. Nach monatelangem Hinhalten erklärt Lafontaine nun offiziell, dass er auf dem Parteitag in Göttingen in knapp drei Wochen zu einer Kandidatur als Parteichef bereit ist, aber nur unter „Voraussetzungen“. Eine Mehrheit müsse ihn wollen, und im Vorstand müsse loyal gearbeitet werden können. Und dann fordert er indirekt den Ost-Realo Dietmar Bartsch, den bisher einzigen Kandidaten für das Amt, zum Rückzug auf. Eine Kampfkandidatur scheide aus, sagt Lafontaine: „Das wäre nicht der krönende Abschluss meiner Karriere.“ Schließlich habe er bisher immer alle Aufgaben ohne Kampfkandidatur übernehmen dürfen, sagt er.

Dietmar Bartsch
Dietmar Bartsch

© Eventpress Herrmann

Parteivorstand und Landesvorsitzende wollen an diesem Nachmittag im Karl-Liebknecht-Haus beraten, wer die Linke aus der Krise führen kann. Doch nach der knapp fünfstündigen Sitzung rauscht Lafontaine gemeinsam mit Wagenknecht ab, ohne dass die Spitzenrunde zu einem Ergebnis gekommen wäre. Bartsch will nicht verzichten – und Lafontaine keinen Gegenkandidaten akzeptieren. Der noch amtierende Parteichef Klaus Ernst sagte, die Debatte werde auf Regionalkonferenzen und in der Parteispitze fortgesetzt. Spätestens auf dem Parteitag werde es eine Lösung geben. Der Lafontaine-Vertraute spricht auch davon, dass dessen Angebot auf „breite Zustimmung“ gestoßen sei.

Doch nach Angaben von Teilnehmern trifft das nicht zu. Für eine Kandidatur des Ex-Parteichefs sprachen sich nur die Landesvorsitzenden aus dem Westen aus – mit Ausnahme von Schleswig-Holstein. Die mitgliederstarken Ostverbände votierten mehrheitlich für Bartsch. Der Landeschef aus Thüringen, Knut Korschewsky, brachte als Kompromisskandidaten erneut Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi ins Gespräch. Der hat allerdings schon abgewunken.

Dass Lafontaine seine Kandidatur an Bedingungen über sein personelles Umfeld knüpft, hatten Kritiker als „Erpressungsmanöver“ bezeichnet. Wagenknecht dementierte am Dienstag, dass Lafontaine auch gefordert habe, Gysi solle demnächst die Bundestagsfraktion mit ihr gemeinsam führen. Keine Mehrheit fand Parteivize Katja Kipping, die einen Neuanfang mit jüngeren Leute an der Spitze ins Gespräch brachte. Sie kritisierte, wer die Partei in eine „Showdown-Situation“ führe, schade ihr.

Einer kam nicht zum Krisentreffen: Gysi verteidigte bei einer Kundgebung vor dem Kanzleramt die rentenrechtlichen Ansprüche für in der DDR geschiedene Frauen. Anschließend wollte er nach München fliegen, um in einer Kabarettsendung aufzutreten.

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