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Anhänger der Linkspartei jubeln am 18.09.2016 bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse.

© dpa

Linkspartei und die Berlin-Wahl: Lohn für klare Haltung

Die Flüchtlingsfrage spielte im multinationalen Berlin offenbar eine geringe Rolle. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Nowakowski

Was haben sie in Berlin gezittert nach den massiven Verlusten in Mecklenburg-Vorpommern, als jeder sechste Wähler der Linken sein Kreuz lieber bei der AfD machte. Die Partei, die immer von Proteststimmen lebte, ob als Vertreterin der Ost-Interessen oder als Anti-Hartz-Partei, musste fürchten, dass dieses Image nicht mehr trägt; auch, weil man in zehn Landtagen und zwei Regierungen sitzt. Schlimmer noch, dass im Parteienvergleich ihre Anhängerschaft die größte Überschneidung mit der AfD hat. Nun aber gehört die Linke zu den klaren Gewinnern des Wahlabends – als einzige der schon im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien legt sie zu, und das um über vier Prozentpunkte. Berlin ist eben ein besonderes Pflaster, wo klare Haltung belohnt wird. Die massive Mobilisierung gegen die Rechts-Populisten, die Betonung der Rolle als Sachwalter einer sozialen Gerechtigkeit und das klare Ziel, in einer rot-rot-grünen Koalition die Interessen der Schwächeren zu vertreten, waren offenbar für viele Wähler ein überzeugendes Angebot – vor allem in Ost-Berlin, wo jeder Vierte die Linke wählte.

Die Wähler erwarten in einer Stadt, die sich so schnell und massiv ändert, konkrete Mitgestaltung, während die AfD nur für Protest steht. Die Flüchtlingsfrage dagegen – bei der Ostsee-Wahl beherrschend – spielte im multinationalen Berlin offenbar eine geringe Rolle. Das ist gut für die Linke. Und auch für Berlin.

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