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Live-Ticker: Mubarak-Anhänger jagen ausländische Journalisten

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo kommt es erneut zu heftigen Auseinandersetzungen. Im zentralen Kairoer Fernsehgebäude waren Oppositionelle von den Anhängern Mubaraks eingeschlossen. Verfolgen Sie die jüngsten Entwicklungen in unserem Live-Ticker.

15:27: Ein ägyptischer Generalstaatsanwalt untersagt ranghohen Vertretern des Regimes von Präsident Mubarak eine Ausreise. Die Anordnung betrifft Wirtschaftsleute und frühere Minister, berichten ägyptische Staatsmedien.

15:08:  Am Telefon bestätigt Philip Rizk in Kairo dem Tagesspiegel, dass sich die Stimmung vor Ort "seit gestern" nicht nur durch die Gewaltexzesse geändert habe: "Es gibt schon wieder viele unpolitische Ägypter, die durch das Chaos meinen, dass das, was sie kennen, auf jeden Fall besser ist als das, was sie nicht kennen." Dennoch: "Ich bin optimistisch, ich weiß nicht, was passieren wird, aber es geht nach vorne." Die Propaganda versuche den Ägyptern, Angst vor dem Chaos einzureden, berichte von Nahrungsknappheit, Geldentwertung und dem falschen Bild, dass die westlichen Medien verbreiteten. "Aber der Freiheitswille ist nach 30 Jahren Diktatur zu groß, hoffentlich."

14.50: Der deutsch-ägyptische Blogger Philip Rizk ist seinen Jägern noch einmal entkommen: Nachdem er und 14 andere Oppositionelle von mehreren hundert Mubarak-Anhängern in einem Großraumbüro festgesetzt worden waren, befreite die Armee die Demonstranten gegen 14.30 Uhr (MEZ). Auf der Flucht mit dem Taxi sei er noch mehrmals von Zivilisten angehalten worden, so Rizk, wahrscheinlich, so vermutet er, weil der Sohn einer Deutschen nicht zu 100 Prozent ägyptisch aussehe. "Das staatliche Fernsehen hat die Ägypter in den letzten Tagen gezielt gegen Ausländer und vor allem ausländische Medien aufgehetzt. Die wollen, dass hier keine Bilder mehr rauskommen, machen gezielt Jagd auf Europäer und ihre Kameras." Untergekommen ist Rizk nun bei Freunden, zu seiner eigenen Wohnung in der Nähe des Tahrir-Platzes traut er sich nicht mehr. "Es ist heute zu gefährlich, gestern ging es noch."

14:34: Der ägyptische Ministerpräsident Ahmad Schafik erklärt sich bereit, sich den Anhängern der Opposition auf dem Tahrir-Platz zum Gespräch zu stellen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Mena berichtet, sagt Schafik, er habe am Vorabend per Telefon mit einer Reihe von jungen Demonstranten auf dem Platz gesprochen, der seit Mittwoch Schauplatz blutiger Zusammenstöße zwischen Anhängern der Opposition und der Regierung ist. Dem Bericht zufolge ist Schafik, der kürzlich von Präsident Mubarak als neuer Regierungschef ernannt und mit Reformen beauftragt worden ist, bereit, sich am Donnerstag selbst auf den Platz zu begeben.

14:20: Das US-Außenministerium spricht von einer gezielten Kampagne zur Einschüchterung von internationalen Journalisten in Kairo. "Wir verurteilen solche Aktionen", erklärt Ministeriumssprecher P.J. Crowley über Twitter.

14:19: Eine für die "New York Times" und das ZDF in Ägypten arbeitende Journalistin ist nach 20 Stunden Haft in Kairo wieder auf freiem Fuß. Das bestätigt ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Die Frau war am Mittwochnachmittag auf der Fahrt von Alexandria nach Kairo festgenommen worden und dann, wie Frey sagte, in einem Hochsicherheitstrakt festgesetzt worden.

14:04: Auf dem Tharir-Platz sind nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Arabija viele Schüsse zu hören. Anhänger und Gegner von Präsident Hosni Mubarak liefern sich wie am Vortag heftige Auseinandersetzungen.

14:01: Ein dpa-Fotograf beobachtet, dass sich Soldaten mit Kalaschnikow-Gewehren verstärkt zwischen beide Seiten stellen. Auf dem Platz befinden sich unverändert mehrere tausend regierungsfeindliche Demonstranten. Ihnen stehen im Bereich der 6.-Oktober-Brücke mehrere hundert Mubarak-Anhänger gegenüber. Die Demonstranten errichteten weitere Barrikaden. Die Panzer der Streitkräfte haben ihre Rohre inzwischen nicht mehr in die Richtung der Platzmitte gerichtet, sondern in die Gegenrichtung.

13:44: Bundesaußenminister Guido Westerwelle verlangt das sofortige Ende der Gewalt in Kairo. Übergriffe auf friedliche Demonstranten seien unter keinen Umständen akzeptabel. Dies habe er seinem ägyptischen Kollegen in einem Telefonat erklärt, teilt das Auswärtige Amt mit.

13:28: Die ägyptische Armee versucht mit dem Einsatz von Panzern, die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern von Staatschef Mubarak zu unterbinden. Panzer blockieren den Weg von Regierungsanhängern zu den Demonstranten der Opposition am zentralen Tahrir-Platz. Die Panzer drängen unter anderem Mubarak-Anhänger zurück, die sich von einer Brücke aus auf den Weg zu dem Platz gemacht hatten. Zuvor hatten die Anhänger Mubaraks eine Trennlinie überschritten, welche die Armee errichtet hatte, um beide Lager voneinander zu isolieren.

13:26: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußert sich besorgt über die zunehmende Gewalt. Er habe alle Seiten aufgefordert, sich zurückzuhalten, sagt er auf einer Pressekonferenz in London. "Gewaltsame Angriffe auf friedliche Demonstranten sind völlig inakzeptabel."

13:25: Die Nachrichtenagentur AFP erfährt aus ägyptischen Sicherheitskreisen, dass unter den zahlreichen Häftlingen, denen am vergangenen Wochenende die Flucht aus mehreren Gefängnissen des Landes gelungen war, auch 22 Mitglieder einer Zelle der libanesischen Hisbollahmiliz waren. Die wegen der Planung von Anschlägen in Ägypten verurteilten Angehörigen der radikalislamischen Miliz seien am Sonntag aus dem Gefängnis von Wadi Natrun nördlich von Kairo entkommen. Die Wärter hatten zuvor ihre Posten verlassen.

13:24: Journalisten und Menschenrechtsaktivisten berichten über neue Angriffe von Mubarak-Anhängern in Kairo. Der Sender Al-Arabija berichtet, eine eigene TV-Crew sei verprügelt worden. Mitarbeiter des Menschenrechtszentrums "Hischam Mubarak" seien in ihrem Büro von Anhängern des Regimes eingekesselt worden, sagt ein Mitarbeiter von Human Rights Watch.

13:21: Über die politische Lage Ägypten haben viele Medien nach Einschätzung von ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke in den vergangenen Jahren nur unzureichend berichtet. Auch er habe in den Nachrichtensendungen der ARD "die Tatsache, dass in Ägypten Ausnahmerecht herrscht, nicht hinreichend gewürdigt", sagt Gniffke in einem Gespräch mit dem Sender Deutschlandradio Kultur. Das Themas Menschenrechte sei nicht thematisiert worden. Der journalistische Reflex, der bei Ländern wie China oder Iran gleich aktiviert werde, sei im Falle Ägypten nicht angewandt worden.

13:00: Von dramatischen Szenen berichtet der deutsch-ägyptische Blogger und Regimekritiker Philip Rizk dem Tagesspiegel. Mit 14 anderen Demonstranten wird er von einem Pro-Mubarak-Mob in den elften Stock eines Hochhauses gejagt. Dort verschanzen sie sich in einem Großraumbüro. Hunderte der Jäger stehen laut Rizk in dieser Minute vor der Tür und wollen hinein. "Wir wissen nicht, wann sie die Türen aufbrechen", sagt Rizk. Die Armee, erzählt er weiter, stehe daneben und tue nichts, um die Eingeschlossenen zu schützen. "Berichten Sie das, berichten Sie das", sagt er. Eine Viertelstunde später ist er nicht mehr zu erreichen.

12:56: Der Deutsche Journalisten-Verband appelliert eindringlich, Journalistinnen und Journalisten nicht an der Berichterstattung über die gegenwärtigen Unruhen in Ägypten zu hindern. Die körperliche Unversehrtheit der Korrespondenten sei oberstes Gebot, macht DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken deutlich. Hintergrund des DJV-Appells sind Berichte über Übergriffe auf internationale Korrespondenten, die offenbar überwiegend von Mubarak-Anhängern und Mitarbeitern der Sicherheitsdienste ausgehen.

12:20: In der Nähe des Tahrir-Platzes wird ein Mitglied eines Reuters-Kamera-Teams zusammengeschlagen. Das Team filmte Geschäfte und Banken, die wegen der Krawalle schließen mussten.

12:19: Die ägyptische Armee drängt einem Reuters-Augenzeugen zufolge Mubarak-Anhänger von Demonstranten in Kairo ab. Sie setzt demnach dabei auch einen Panzer ein.

12:17: Augenzeugen berichten, Zivilisten hätten auf dem Tahrir-Platz Ausweise kontrolliert und mehrere Ausländer abgeführt. Weitere Details wurden nicht bekannt. Aufgrund der jüngsten Attacken auf Journalisten räumten weitere Medien ihre Büros in der Innenstadt von Kairo.

12:01: Die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern Mubaraks in Kairo flammt einem Augenzeugen zufolge wieder auf. Beide Seiten bewerfen sich demnach mit Steinen.

11:52: Es wird bekannt, dass eine Gruppe von Randalierern in der Nacht zu Donnerstag zwei SOS-Kinderdörfer in Ägypten überfallen hat. Mehrere junge Männer sollen in die Dörfer in Kairo und Alexandria eingedrungen sein und versucht haben, Essen oder Medikamente zu stehlen. Nach kurzem Gerangel wurden die Männer vertrieben, sagt ein Sprecher der Organisation in München. Dabei verletzte sich der Direktor des Kinderdorfs in Alexandria leicht, Kinder und Mütter blieben unverletzt.

11:22: Die SPD verlangt von der Bundesregierung eine härtere Gangart gegenüber der ägyptischen Führung. "Was Außenminister Guido Westerwelle zu den gesteuerten, gewaltsamen Provokationen in Kairo sagt, ist viel zu wenig. Das sind alles Sprechblasen", sagt der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich.

11:12: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagt dem TV-Sender Sky News, sie habe die ägyptischen Behörden aufgefordert, das Volk vom Militär beschützen zu lassen.

10:33: Die Ausfall-Versicherungen für Verbindlichkeiten Ägyptens verteuern sich. Die Absicherung eines zehn Millionen schweren Kredites an den Nil-Staat mittels Credit Default Swaps (CDS) kostet mit 400.000 Dollar 12.000 Dollar mehr als am Vortag, teilt der Datenanbieter Markit mit. Damit liegen die Kosten aber unter dem vor einigen Tagen markierten Zwei-Jahres-Hoch von 450.000 Dollar. Parallel dazu brachen in London gelistete Aktien ägyptischer Unternehmen ein. Die Kairoer Börse blieb wegen der Unruhen erneut geschlossen. Die Furcht vor einer Ausbreitung der Unruhen treibt die CDS anderer Staaten aus der Region ebenfalls in die Höhe.

10:32: Deutschland fordert gemeinsam mit anderen vier EU-Staaten einen raschen Machtübergang in Ägypten. Die jüngsten Entwicklungen in dem arabischen Land würden mit äußerster Besorgnis verfolgt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. "Der Prozess des Übergangs muss jetzt beginnen", lautet es in der Erklärung, die vom Büro des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy veröffentlicht wurde.

10:28: Der ägyptische Oppositionsführer Mohamed el Baradei lehnt das Verhandlungsangebot der Regierung ohne Vorbedingungen ab. El Baradei fordert, zuerst müsse Präsident Husni Mubarak sein Amt niederlegen. Weiter sagt El Baradei Reuters, vor jedweder Verhandlung müsse die Sicherheit auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos wiederhergestellt werden. Ein Sprecher der einflussreichen oppositionellen Muslimbruderschaft lehnt Vereinbarungen ab, die sich aus Verhandlungen mit der Regierung ergeben könnten.

10:10: Die ägyptische Armee versucht die seit Mittwochnachmittag andauernden Straßenschlachten zwischen Gegnern und Anhängern von Mubarak zu beenden. Soldaten schieben sich zwischen beide Gruppen und schaffen eine 80 Meter breite Pufferzone, berichtet ein Reuters-Journalist. Damit gibt die Armee erstmals seit dem Ausbruch der Gewalttätigkeiten ihre passive Haltung auf.

10:07: Im Jemen sind am Donnerstag zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung von Präsident Ali Abdullah Saleh zu demonstrieren. In der Hauptstadt Sanaa versammeln sich rund 20.000 Regime-Gegner zu einem "Tag des Zorns". Ihnen gegenüber stehen etwa genauso viele Anhänger Salehs, der das ärmste Land auf der arabischen Halbinsel seit mehr als 30 Jahren im autokratischen Stil führt. Auch in anderen Landesteilen finden Kundgebungen statt. Die Proteste im Jemen orientierten sich an den Demonstrationen in Ägypten, bei denen zuletzt rund eine Million Menschen die Ablösung von Staatschef Husni Mubarak gefordert hatten.

09:26: Bewaffnete Anhänger des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak ziehen erneut in Richtung Tahrir-Platz im Zentrum Kairos. Sie haben Messer und Stöcke bei sich. Versammelt haben sie sich im Stadtteil Giseh auf der anderen Seite des Nils und bewegten sich aufs Zentrum zu. (dpa/rtr/AFP)

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