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Lob und Ängste: Reaktionen auf die PID-Zulassung

Kirchen und Behindertenverbände sehen die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) zumindest kritisch, Deutschlands Ärzte wollen sich für eine enge Begrenzung einsetzen.

Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer: "Wir Ärzte werden Verantwortung übernehmen, dass dieses Verfahren unter kontrollierten Bedingungen und nur bei vorheriger fachkundiger Beratung angewendet wird. Wir wollen auf keinen Fall, dass die PID ein Routineverfahren der In-vitro-Fertilisation wird. Sie muss auf wenige und ganz bestimmte Indikationen begrenzt werden. (...) Mit uns wird es kein Designerbaby geben und auch kein sogenanntes Retterbaby, das nur einem erkrankten Kind als Ersatzteillager dienen soll."

Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: "Die Selektion von menschlichen Embryonen verstößt gegen das Achtungsgebot der Menschenwürde, die jedem Menschen von Anbeginn zuteil ist. (...) Wir bedauern die heutige Entscheidung zur PID zutiefst, umso mehr drängen wir nun mit Nachdruck darauf, die im Gesetz erwähnten Ausnahmefälle, in denen die PID nicht rechtswidrig sein wird, eng zu umgrenzen, um die willkürliche Anwendung und die Gefahr einer immer weiteren Ausdehnung (...) auszuschließen."

Robert Antretter, Vorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung: "Viele Menschen mit Behinderungen müssen diese Entscheidung als diskriminierend empfinden. Die PID darf nicht zum Standardverfahren in der Reproduktionsmedizin werden." Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland: "Ich möchte Medizinerinnen und Medizinern sowie den Paaren nicht mit einem grundsätzlichen Misstrauen gegenübertreten." Allerdings sei die Freigabe der PID zu weit gehend.

pro familia: "Die heutige Entscheidung (...) ist ein wichtiger Schritt in Richtung der Verwirklichung reproduktiver Rechte. (...) Für nicht erforderlich hält pro familia das verpflichtende Votum einer Ethikkommission: Es bedeutet für die Frauen und Paare eine weitere Hürde in einer ohnehin schon emotional schwierigen Situation."

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: "Dies bedeutet eine dramatische Diskriminierung insbesondere behinderten menschlichen Lebens. Es ist damit zu rechnen, dass der Legitimation der Embryonenauslese weitere Versuche zur Aushöhlung des Gleichbehandlungsrechts aller Menschen folgen werden."

Peter Neher, Caritas-Präsident: "Ich befürchte, dass die Entscheidung für ein möglicherweise behindertes Kind jetzt noch schwerer fällt. Eine bessere Beratung und Unterstützung betroffener Paare und Familien ist dringend erforderlich." (dpa)

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