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Politik: Lockerbie-Anschlag: Nach dem Geständnis eines iranischen Geheimdienst-Überläufers herrscht in den USA Zurückhaltung

Das US-Außenministerium hat am Montag abwartend auf Enthüllungen eines iranischen Überläufers über eine Verwicklung Teherans in die Terroranschläge von Lockerbie 1998, das Jüdische Zentrum in Buenos Aires 1994 und eine US-Kaserne in Saudi-Arabien 1996 reagiert. Sprecher Philip Reeker sagte in Washington, das State Department habe bereits vergangene Woche von der Flucht Ahmad Behbahanis erfahren, der von verschiedenen Quellen als ehemaliger stellvertretender iranischer Geheimdienstminister bezeichnet wird.

Das US-Außenministerium hat am Montag abwartend auf Enthüllungen eines iranischen Überläufers über eine Verwicklung Teherans in die Terroranschläge von Lockerbie 1998, das Jüdische Zentrum in Buenos Aires 1994 und eine US-Kaserne in Saudi-Arabien 1996 reagiert. Sprecher Philip Reeker sagte in Washington, das State Department habe bereits vergangene Woche von der Flucht Ahmad Behbahanis erfahren, der von verschiedenen Quellen als ehemaliger stellvertretender iranischer Geheimdienstminister bezeichnet wird. Washington wolle im Dialog Iran von der Förderung des Terrorismus abbringen.

Aus Regierungskreisen verlauteten unterdessen starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit des 32-jährigen Behbahani, der sich als Drahtzieher des Anschlags auf den PanAm-Jumbos über der schottischen Ortschaft Lockerbie bezeichnet, bei dem am 21. Dezember 1988 270 Menschen getötet wurden. Sie verwiesen darauf, dass Behbahani damals erst 20 Jahre alt und damit zu jung für eine derartige Aktion gewesen sei.

Behbahani floh im März in die Türkei. In Ankara wurde mitgeteilt, dass er vom türkischen Geheimdienst verhört und diesem eine Beteiligung an der Planung zahlreicher Terroranschläge geschildert habe. Behbahani sei geflohen, weil er in Iran um sein Leben fürchtete, berichteten türkische Zeitungen. Am Sonntag hatte der US-Fernsehsender CBS ein Interview mit Behbahani gesendet, in dem dieser erklärte, den Lockerbie-Anschlag als Vergeltung für den fünf Monate zuvor erfolgten Abschusses eines iranischen Airbusses durch einen US-Kreuzer vorgeschlagen und koordiniert zu haben.

Ein für die in London erscheinende Wochenzeitung "Kayhan" schreibender iranischer Journalist, Ali Resa Nurisadeh, sagte, Behbahani sei ein ehemaliger stellvertretender Geheimdienstminister, der in die Türkei geflohen sei, "nachdem er erkannte, dass ein Autounfall mit ihm in Wirklichkeit ein Attentatsversuch war". Behbahani sei als ehemalige rechte Hand des früheren Geheimdienstministers Ali Fallahian in Gefahr gewesen, nachdem er einem Ermittlungsausschuss gesagt habe, dass dieser die Ermordung von Dissidenten angeordnet habe.

Iran wies unterdessen eine Verwicklung in den Terroranschlag von Lockerbie 1988 zurück. Geheimdienstminister Ali Junesi sagte am Dienstag der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA, Behbahani habe nie für den Geheimdienst gearbeitet. Junesi erklärte weiter, Behbahani wolle Iran in einem schlechten Licht erscheinen lassen, weil er in den USA einen Asylantrag gestellt habe. Er verwies auf widersprüchliche Angaben des vermeintlichen Überläufers.

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