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Politik: Löst sich „wahre IRA“ auf?

Häftlinge nennen die Köpfe ihrer Terror-Gruppe korrupt

Dublin. Die Häftlinge der so genannten wahren IRA, einer Absplitterung der ebenfalls verbotenen Hauptorganisation IRA im irischen Hochsicherheitsgefängnis Portlaoise, haben der irischen Sonntagszeitung „Sunday Independent“ mitgeteilt, sie forderten die Auflösung der Terrorgruppe. Unter den Autoren der Erklärung soll sich neben den Gründern der unverändert gewalttätigen Gruppe auch der gegenwärtige Kommandant befinden, berichtet das Blatt.

Zur Begründung wurde angeführt, die gegenwärtig aktive Führung der wahren IRA sei korrupt und profitiere persönlich von den Erträgen des Tabak- und Dieselschmuggels. Zudem habe die wahre IRA die britische Militärpräsenz in Nordirland zu keinem Zeitpunkt wirksam herausfordern können. Und schließlich habe der mörderische Bombenschlag von Omagh am 15. August 1998, dem 29 Zivilisten und zwei ungeborene Kinder zum Opfer fielen, der „republikanischen Sache“ einen nicht wieder gutzumachenden Schaden zugefügt.

Die Häftlinge akzeptieren damit erstmals im Namen der wahren IRA die Verantwortung für dieses Blutbad und bestätigen ferner die Vermutung, dass auch die andere noch aktive Splittergruppe, die „Continuity IRA“, daran beteiligt war.

Der „Sunday Independent“ behauptet, die Nachricht über die Selbstauflösung schon vor der jüngsten Grundsatzrede des britischen Premierministers Tony Blair in Belfast erhalten zu haben, in der er eine Auflösung der Haupt-IRA forderte, um den Friedensprozess erfolgversprechend weiterzuführen. Es ist indessen nicht klar, ob sich die noch auf freiem Fuß befindlichen Mitglieder der Splittergruppe dem Aufruf fügen werden, oder ob sie auf eigene Faust weitermachen. Ein Ausstieg würde es den britischen Behörden erleichtern, rasch weitere Truppen aus Nordirland abzuziehen.

Martin Alioth

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