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Politik: London erlaubt erstmals Anbau von Gen-Mais

Umweltgruppen kritisieren Entscheidung als unverantwortlich

London. In einer kontroversen und historischen Entscheidung hat Großbritannien zum ersten Mal grünes Licht für den kommerziellen Anbau von genmanipuliertem Saatgut gegeben. Aber die Anbaulizenz für den von Bayer Cropscience entwickelten Futtermais Chardon LL ist durch harte Auflagen eingeschränkt. Ob der Mais tatsächlich bereits 2005 kommerziell angebaut werden kann, wie von Umweltministerin Margaret Beckett angedeutet, gilt als fraglich.

Gleichzeitig unterstrich Beckett im Unterhaus, Großbritannien werde für Raps und Zuckerrüben keine Genehmigungen erteilen und sich für ein EU-weites Anbauverbot einsetzen. Umfangreiche Feldversuche und wissenschaftliche Tests der Briten hatten lediglich dem Maisprodukt ein umwelttechnisches Unbedenklichkeitszeugnis ausgestellt.

Der Anbau muss nun unter den bei den Feldversuchen geltenden strengen Kontrollen erfolgen, außerdem werden vor der Verlängerung der EU-Vertriebsgenehmigung für T-25-Mais in 2006 neue wissenschaftliche Vergleiche mit dem Herbizideinsatz bei nicht genetisch veränderten Saaten gefordert. Damit geht Becket auf Kritik an den Feldversuchen ein. Im Vergleichstest wurde bei den genfreien Saaten nämlich das inzwischen verbotene Herbizid Atrazin verwendet, das Umweltgruppen zufolge aus einem Maisfeld „eine Wüste macht“. Deshalb, so der entschiedenste Kritiker der Gen-Landwirtschaft, Becketts Amtsvorgänger Michael Meacher, „ist diese Entscheidung falsch und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage“.

Während sich britische Gen-Bauern enttäuscht über die angebliche Halbherzigkeit der Regierung zeigte, sprachen Abgeordnete und Umweltgruppen von einer „unverantwortlichen“ Entscheidung. Vier von fünf Briten haben sich in einer Regierungskonsultation gegen „Gen-Food" ausgesprochen. „Ein schwarzer Tag für die britische Landwirtschaft“, warnte Peter Melchett von der „Soil Association“, die für die britischen Ökobauern spricht. „Die Regierung setzt die zukünftige Integrität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der britischen Landwirtschaft aufs Spiel.“

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