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London: Gedenkminuten für die Opfer

In ganz Europa haben um Punkt 13 Uhr Menschen der Opfer der Londoner Terroranschläge gedacht. In London selbst und vielen europäischen Städten stand kurzzeitig alles still. (14.07.2005, 14:58 Uhr)

London - Eine Woche nach den Terroranschlägen von London hat Großbritannien am Donnerstag mit zwei bewegenden Schweigeminuten der Opfer gedacht. In der sonst so hektischen Innenstadt von London wurde es vollkommen still. Busse, Taxis und Züge hielten an. Auf Plätzen und Straßen, in Bahnhöfen und Einkaufszentren blieben die Leute stehen. Viele Londoner - unter ihnen Königin Elizabeth II. - hatten ihre Büros verlassen und waren nach draußen gekommen, so wie Bürgermeister Ken Livingstone es angeregt hatte. Auch die meisten Unternehmen einschließlich der Londoner Börse stellten vorübergehend den Betrieb ein.

George Psaradakis (49), der Fahrer des Busses, der durch eine der Bomben zerstört worden war, wandte sich an die Terroristen: «Ihr werdet uns nicht besiegen», sagte er. «Ihr werdet uns nicht brechen.» Muslimische Schulkinder trugen Transparente mit Aufschriften wie «Nicht in meinem Namen». Durch die Bombenanschläge auf drei U-Bahnen und einen Bus waren am Donnerstag vergangener Woche mehr als 50 Menschen getötet und 700 verletzt worden. Die Täter waren vier muslimische Selbstmordattentäter aus der nordenglischen Stadt Leeds.

Die britischen Medien wurden von der Frage beherrscht, wie es kommen konnte, dass vier in Großbritannien geborene junge Männer ihr eigenes Land angriffen. Experten erläuterten, viele junge Muslime aus Einwandererfamilien seien in einer zwiespältigen Situation: Die Eltern hätten das Heimatland und dessen Kultur hinter sich gelassen, aber die Träume von einem besseren Leben im Westen hätten sich oft nicht voll erfüllt. Der «Krieg gegen den Terror», der Irakkrieg und der Nahostkonflikt hätten unter diesen Männer das Gefühl verstärkt, ungerecht behandelt zu werden. Eine extremistische Auslegung des Islams biete dann manchmal die ersehnte Orientierung, sagte etwa der französische Islamforscher Olivier Roy.

Prinz Charles mahnte, es sei die «Pflicht eines jeden wahren Muslims», die Anschläge zu verurteilen und «diejenigen auszustoßen, die solchen Hass und solche Bitterkeit predigen». Der Thronfolger wandte sich jedoch dagegen, die gesamte muslimische Gemeinschaft für die Anschläge verantwortlich zu machen. Nicht der Islam sei die Ursache, sondern «eine Perversion des traditionellen Islams», schrieb er in einem Zeitungsartikel. (tso)

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