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Politik: Luftangriff sri-lankischer Rebellen

Militärbasis bei Colombo bombardiert – drei Tote

Colombo/Neu-Delhi - Erstmals haben die Tamilenrebellen der LTTE in Sri Lanka eine Militärbasis am Flughafen von Colombo aus der Luft angegriffen – und damit gezeigt, dass sie nun auch über eine Art „Fliegereinheit“ verfügen. Die Rebellen bombardierten in der Nacht zum Montag nach eigenen Angaben mit zwei kleinen Flugzeugen eine Militärbasis direkt neben dem internationalen Flughafen nahe der Hauptstadt Colombo. Drei Soldaten wurden getötet, 16 wurden teilweise schwer verletzt. Der zivile Flugverkehr wurde für mehrere Stunden ausgesetzt, die Flüge wurden umgeleitet. Passagiere kamen dabei nicht zu Schaden.

„Mehr Angriffe der gleichen Art werden folgen”, kündigte LTTE-Militärsprecher Rasiah Ilanthiraiyan an. Beide Flieger seien sicher ins Rebellengebiet zurückgekehrt. Ziel der Attacke seien Kfir- und MiG-27-Kampfflugzeuge gewesen. Nach Militärangaben wurden allerdings weder Maschinen noch Infrastruktur zerstört. Bei einem Anschlag der Rebellen im Jahr 2001 auf den Flughafen war die halbe Flotte der nationalen Fluggesellschaft vernichtet worden. Damals hatten sie allerdings nicht aus der Luft angegriffen.

Die LTTE gilt als eine der schlagkräftigsten Guerillatruppen der Welt. Sie verfügt bereits über eine Marinetruppe, die sogenannten Seetiger. Bereits seit längerem gibt es Berichte, dass sie auch Flugzeuge besitze. Auf der Internet-Seite Tamilnet ließ die LTTE nun erstmals Fotos ihrer „Luftwaffe“ veröffentlichen. Eines der Bilder zeigt ein zweisitziges Propellerflugzeug, an dessen Boden vier Bomben angebracht sind.

Angeblich sollen die Rebellen bis zu fünf Leichtkraft-Flugzeuge in Einzelteilen ins Land geschmuggelt und dann zusammengesetzt haben. Laut Experten sind sie damit die zweite Rebellengruppe nach den nicaraguanischen Contras, die über eine Art „Luftwaffe“ verfügen. „Die Unfähigkeit von Sri Lankas Militär, die angreifende LTTE-Maschine zu zerstören, bedeutet, dass die LTTE weitere Luftangriffe fliegen kann“, sagte der sri-lankische Friedensforscher Jehan Perera.

In den Vorwochen hatte Colombo massive Luftangriffe auf Rebellenstellungen fliegen lassen. Die Regierung nannte den Angriff der LTTE eine „feige“ Attacke und ließ die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzen. Die Rebellen kämpfen seit 1983 für einen unabhängigen Staat der tamilischen Minderheit im Norden und Osten der Insel. Der Bürgerkrieg kostete beinahe 70 000 Menschen das Leben. Zwar hatten beide Seiten vor fünf Jahren ein Waffenstillstandsabkommen vereinbart, doch seit Ende 2005 eskaliert die Gewalt wieder.

Christine Möllhoff

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