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Nochmal kurz die Haare richten. Dietmar Bartsch will Chef der Linken werden.

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Update

Machtkampf: Bartsch will Chef der Linken werden

Seit Monaten läuft in der Linken eine Führungsdiskussion. Jetzt hat ein erster Herausforderer seinen Hut in den Ring geworfen. Dietmar Bartsch will Klaus Ernst in der Doppelspitze ablösen.

Von Matthias Meisner

Ein halbes Jahr vor der Neuwahl der Linken-Führung bringt Dietmar Bartsch Schwung in die Suche nach einer neuen Führung. Der Ex-Bundesgeschäftsführer, inzwischen Vizechef der Bundestagsfraktion, kündigte am Mittwoch an, er wollte Vorsitzender werden, möglichst nach einem Mitgliederentscheid zur Parteispitze. Aber auch ohne einen solchen werde er wohl kandidieren. Sein Ziel sei, aus der Linken als „anti-neoliberaler Sammlungsbewegung“ eine „moderne linke Partei“ zu machen, sagte der 53-Jährige. Zurückhaltend äußerte sich der Kandidat aus dem Reformerlager zu den Chancen für Rot-Rot-Grün nach der Bundestagswahl 2013: „Konstellationsgerede führt uns in die Irre. Wir sollten darauf verzichten.“

Damit gibt es, nachdem die Vorsitzende Gesine Lötzsch wieder kandidieren will, bisher zwei Bewerber für die Doppelspitze, die im Juni 2012 auf einem Parteitag in Göttingen gewählt werden soll. Lötzschs Co-Chef Klaus Ernst lässt noch offen, ob er wieder antritt. Lötzsch, wie auch Ernst wegen des Abschwungs der Partei unter Druck, reagierte entspannt: „Ich werde mit jedem eng und konstruktiv zusammenarbeiten, der gewählt wird“, sagte sie. Bartsch wollte sich nicht zu möglichen Mitbewerbern äußern. Der gebürtige Stralsunder deutete aber Vorbehalte gegenüber einer Führung mit zwei ostdeutschen Vorsitzenden an: „Zurück zu einer Ostpartei wäre keine Zukunftsoption für die Linke.“

Offen bleibt, ob Vizeparteichefin Sahra Wagenknecht noch ihren Hut in den Ring wirft. Sie hat Ambitionen auf den Posten bisher bestritten. Sie stammt aus Jena, in der PDS war sie als Wortführerin der Kommunistischen Plattform nur eine Randfigur. Die Lebensgefährtin des früheren Parteichefs Oskar Lafontaine hat bei der Bundestagswahl 2009 in Nordrhein-Westfalen kandidiert und im Westen hohes Ansehen. Auch in Teilen des Reformerlagers gilt sie als „stärkstmögliche Co-Kandidatin von Bartsch“. Wagenknecht wollte sich am Mittwoch nicht äußern.

Bartsch hatte 2010 nicht mehr als Bundesgeschäftsführer kandidiert, nachdem ihn Lafontaine intern der Illoyalität bezichtigt hatte. Nach dem Erfurter Programmparteitag haben sich die beiden zu einem Essen getroffen. Dem „Neuen Deutschland“ sagte Bartsch über sein Verhältnis zu Lafontaine: „Was wir zu bereden haben, bereden wir miteinander. Freundschaftlich.“ Im Übrigen wäre der „sensationelle Erfolg“ der Linken bei der Bundestagswahl 2009 nicht möglich gewesen, „wenn man gegeneinander gearbeitet hätte“. Lafontaine sagte zu Bartschs Ankündigung: „Bei uns hat jeder das Recht zu kandidieren.“

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