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Der neue französische Justizminister Eric Dupond-Moretti während Amtsübergabe in Paris am Dienstag.

© imago images/IP3press

Macrons Coup: Richterschreck wird französischer Justizminister

Der Justizminister ist die größte Überraschung im neuen Kabinett: Es ist der bekannteste Strafverteidiger Frankreichs, Eric Dupond-Moretti. Ein Porträt

Seine Kollegen nennen ihn „Oger“, Ungeheuer oder Menschenfresser, weil seine breiten Schultern wie ein Holzfäller in den Gerichtssälen beeindrucken. Eric Dupond-Moretti ist die große Überraschung in Frankreichs neuer Regierung.

Ein Staranwalt, den vielen fürchten, andere bewundern oder auch hassen, ist der neue Justizminister. Er ist einer der wichtigsten Strafrechtsanwälte Frankreichs und sowohl in Justizpalästen als auch im Fernsehen zuhause.

Er verteidigte Abdelkader Merah, den Bruder des Terroristen Mohamed Merah, der 2012 in Toulouse sieben Menschen getötet hat, was dem Anwalt viel Kritik einbrachte. Er verteidigte aber auch den Politiker Patrick Balkany, einen ehemals engen Vertrauten von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der wegen Korruption vor Gericht stand.

Zu seinen Kunden zählen der Trader Jérôme Kerviel, Geschäftsmann Bernard Tapie oder der Fußballer Karim Benzema. Er gehört zum internationalen Verteidigerteam von Julian Assange.

Mit der Personalie ist Macron ist ein Coup gelungen

Mit der Auswahl des medienafinen Staranwalts hat Präsident Emmanuel Macron einen großen Coup gelandet, Dupond-Moretti, der keiner Partei angehört, aber bisher den Sozialisten nahe stand, ist die schillernste Figur nach der Regierungsumbildung. Die Personalie täuscht darüber hinweg, dass die neue Regierung den alten Kurs weiter fährt und weiterhin im Lager der konservativen Republikaner auf Stimmenfang geht.

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Der 59jährige Sohn einer Putzfrau und eines Metallarbeiters aus Maubeuge in Nordfrankreich arbeitete als Maurer und servierte in einem Nachtclub, um sich sein Jurastudium zu verdienen. Sein Vater starb als er vier Jahre alt war und seine Großmutter erzog ihn.

Nach einer Scheidung lebt der zweifache Vater seit drei Jahren mit der kanadischen Sängerin Isabelle Boulay. Er ist Boxfan, geht gern zur Jagd und liebt Stierkampf.

Bei Richtern ist der Strafverteidiger gefürchtet

Er hat sich im Laufe der Jahre den Ruf einen Aufrührers in den Gerichtssälen verdient, weil er Richter hart anging und in den Medien kein Blatt vor den Mund nahm. Daher sprechen die Medien von einem „spektakulären Risiko“, das Macron mit dieser Personalie eingegangen sei.

Gleichzeitig war der Jurist mit mehr als 150 Freisprüchen äußerst erfolgreich. Der wortgewandte Anwalt sagte einmal über sich selbst: „Ich brauchte Jahre, bis ich keine Angst mehr hatte, in der Öffentlichkeit zu sprechen.“ Das ist lange her. Seither hat Dupond-Moretti auch auf der Theaterbühne gestanden und mehrere Rollen als Anwalt in Filmen gespielt.

Tanja Kuchenbecker

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