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Politik: Märchenhaft

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN An dieser Stelle soll heute eine Lanze für das Internet und seine basisdemokratische Wirkung gebrochen werden. Ausgerechnet Bundesfinanzminister Hans Eichel lieferte uns den Beleg dafür.

Von Antje Sirleschtov

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

An dieser Stelle soll heute eine Lanze für das Internet und seine basisdemokratische Wirkung gebrochen werden. Ausgerechnet Bundesfinanzminister Hans Eichel lieferte uns den Beleg dafür. Hunderte, ja vielleicht sogar tausende deutscher Steuerzahler haben in den vergangenen Tagen angstvoll die Seite www.bundesfinanzministerium.de aufgesucht. Allesamt in der Hoffnung, dass die Steuererhöhungsankündigung des Ministers nur ein schlechter Traum aus dem vergangen Jahr war. Hätte ja sein können, dass Herr Eichel pünktlich zum 1. Januar erwacht. Mag sein, dass auch so mancher gehofft hatte, dass sich Eichel bei den Bürgern zum Neujahr dafür entschuldigt, dass Benzin, Gas und allerlei andere Dinge teurer werden.

Doch sie wurden bitterlich enttäuscht. Denn statt Mitgefühl schlug ihnen Zynismus entgegen. Goldglänzend stellte sich an jenem Ort ein Sterntalermädchen den Surfern vor. Nein, es trug nicht die Nase von Hans Eichel. Und weder sein langes, wallendes Haar noch das kurzkecke Kleidchen wurden je in Natura am Eichelschen Amtssitz erblickt. Das wäre ja noch schöner gewesen. Stattdessen purzelten unaufhörlich Euromünzen in des Mädchens Schoß. Und zwar unsere! Wir nehmen an, es setzte dafür Hiebe. Und zwar gewaltig. Denn wenn wir schon blechen müssen, dann wollen wir dafür nicht auch noch verlacht werden. Bis zum Schwelbrand des ministeriellen Rechnersystems muss es Protestmails gehagelt haben. „Unverschämtheit“ und „gewissenlose Abzocke“ werden die Leute dem Minister für diesen üblen Scherz wohl in großer Zahl vorgeworfen haben. Denn gestern verschwand das Goldmädchen urplötzlich vom Schirm. Danke Internet.

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