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Politik: Mageres Elterngeld

Mehr als die Hälfte der Antragsteller bekommt weniger als 500 Euro

Berlin - Ein Jahr nach der Einführung des Elterngelds erhalten die meisten jungen Familien nur relativ wenig Geld vom Staat. Mehr als die Hälfte aller Antragsteller bekommt weniger als 500 Euro monatlich ausgezahlt. Dagegen beziehen nur etwa 15 Prozent der Empfänger mehr als 1000 Euro pro Monat. Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Volker Wissing hervor, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Wissing kritisierte die Verteilung: „Familienpolitik rechtfertigt keine Umverteilung von unten nach oben. Staatliche Fürsorge sollte sich auf diejenigen konzentrieren, die ihrer bedürfen.“

Insgesamt nahmen das Elterngeld bis Ende September 386 000 Menschen in Anspruch. Auf jene 15 Prozent der Empfänger, die mehr als 1000 Euro bekamen, entfielen dabei laut Zeitung aber mehr als 30 Prozent des ausgezahlten Geldes.

Das Bundesfamilienministerium wies die Kritik zurück. Ein Sprecher sagte am Samstag: „Uns ist nicht ganz klar, warum da jetzt eine soziale Schieflage zu erkennen sein soll.“ Das Elterngeld sei nicht in Sinne eines Grundeinkommens angelegt. Dafür gebe es andere Mittel wie Hartz IV. „Das Elterngeld dient dazu, jungen Männern und Frauen die Möglichkeit zu schaffen, sich um ihre Kinder zu kümmern.“

Die „Süddeutsche“ berichtet, mehr als 90 Prozent der Elterngeld-Empfänger seien derzeit Frauen. Das niedrige Elterngeld hänge deshalb vor allem mit ihren geringen Gehältern zusammen. Eine Berechnung der Bundesagentur für Arbeit für die Zeitung zeige, dass Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung und Vollzeitjob im Jahr 2005 monatlich im Schnitt 2000 Euro brutto verdienten. Davon bleibt ein Nettoeinkommen von 1300 Euro und – nach einer Geburt – ein Elterngeld von knapp 900 Euro. Noch niedriger falle das Elterngeld aus, wenn Frauen schon Kinder betreuen und aus dem Beruf ausgestiegen sind. Auch Arbeitslosigkeit sowie schlecht bezahlte Jobs für Unqualifizierte lassen die Elterngeld-Summen sinken.

Laut einer Umfrage befürwortet die Mehrheit der Deutschen eine Babybetreuung durch Mutter und Vater. In einer Umfrage der Deutschen Welle sprachen sich fast zwei von drei Deutschen (62 Prozent) dafür aus, dass sich die Eltern gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Rund zwei Drittel der Befürworter finden demzufolge, dass Mutter und Vater zu gleichen Teilen eine Auszeit von der Arbeit nehmen sollten. dpa/ddp

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