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Politik: Mahnmal: Sinti und Roma fordern Entscheidung zum Bau einer Gedenkstätte

Die Debatte um ein Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma geht in eine neue Runde. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma unternahm am Freitag einen weiteren Anlauf, dem Bundestag und dem Berliner Senat eine Entscheidung zum Bau einer Gedenkstätte in der Mitte Berlins abzuringen.

Die Debatte um ein Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma geht in eine neue Runde. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma unternahm am Freitag einen weiteren Anlauf, dem Bundestag und dem Berliner Senat eine Entscheidung zum Bau einer Gedenkstätte in der Mitte Berlins abzuringen. Der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, veröffentlichte einen Appell, den prominente Politiker, Gewerkschafter, Schauspieler und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland unterzeichnet haben. Sie fordern, Bundestag und Senat müssten der Gedenkstätte genauso zustimmen wie dem Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden vor einem Jahr.

Der Streit, vor allem um Ort und Ausmaß des Denkmals, schwelt schon seit Jahren. Der Zentralrat der Sinti und Roma habe auf Wunsch der jüdischen Seite darauf verzichtet, in das Holocaust-Mahnmal südlich des Brandenburger Tores integriert zu werden. Rose möchte nun, dass das Denkmal für die 500 000 ermordeten Sinti und Roma wenigstens zeitgleich errichtet wird. Dieses "Junktim" sei 1994 mit dem Senat abgesprochen worden, sagte Rose. Als Ort wurde eine Lichtung im Tiergarten zwischen Reichstag und Brandenburger Tor vorgeschlagen.

"Ungeheuer", so Rose, sei die Debatte darüber, das Denkmal nun doch an einer weniger prominenten Stelle zu bauen. Erst kürzlich warnte der Kulturexperte der Berliner CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns, das Stadtzentrum dürfe "keine Gedächtnismeile" werden. Auch der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hatte Bedenken gegen den Standort geäußert.

"Es gibt keine Zusagen vom Senat und auch keinen Beschluss zum Bauen", widersprach Senatssprecher Michael-Andreas Butz dem erneuten Vorstoß der Sinti und Roma. "Grundsätzlich ist so ein Denkmal aber vorstellbar, beispielsweise am ehemaligen Lager in Marzahn", so Butz. "Das kommt immer wieder von der CDU. Aber das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen", konterte die Sprecherin von Stadtentwicklungs-Senator Peter Strieder (SPD), der den Appell mit unterzeichnete. Das Denkmal müsse im "zentralen Bereich" entstehen. Der jüdische Künstler Dani Karavan habe bereits den Auftrag erhalten, Modelle zu entwerfen.

Rose rief dazu auf, den Appell für das Denkmal am heutigen Samstag ab 13 Uhr am gewünschten Standort im Tiergarten vor dem Südeingang des Reichstags zu unterzeichnen.

Carsten Wieland

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