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Politik: Mainz bleibt seins

Kurt Beck regiert seit elf Jahren unangefochten in Rheinland-Pfalz – CDU-Herausforderer Böhr hat wohl wieder keine Chance

„Ach, wäre die Welt doch nur überall so in Ordnung wie in Keppeshausen“, sinnierte dieser Tage ein treuer Anhänger der rheinland-pfälzischen CDU. Er dachte an das Traumergebnis, das seine Partei dort vor fünf Jahren erreicht hatte. 100 Prozent Zustimmung standen am Ende des Wahlsonntagsin dem im Kreis Bitburg-Prüm gelegenen Örtchen für die Christdemokraten zu Buche. Doch Keppeshausen ist nicht Rheinland-Pfalz. Keppeshausen hat 22 Einwohner. Davon sind elf wahlberechtigt. Und der Bürgermeister ist sicher, am morgigen Sonntag keinen Machtwechsel miterleben zu müssen.

Den aber strebt CDU-Landes- und Fraktionschef Christoph Böhr im Lande an. Endlich möchte er den Platz des volksnahen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) einnehmen. Es ist sein zweiter Versuch nach 2001. Damals scheiterte er deutlich. Eine in sich zerstrittene Partei konnte die Sozialdemokraten nicht gefährden, verlor sogar nochmals gegenüber 1996. 35,3 Prozent wurden schließlich notiert.

Mit viel Mühe und einigen Regionalkonferenzen konnte Böhr die Partei in den vergangenen zwei Jahren stabilisieren. Der Widerstand gegen seine Person bröckelte, die alten Widersacher zogen und halten sich seitdem mit öffentlicher Kritik an Böhr zurück. Der Friede aber ist trügerisch. Geht die morgige Wahl erneut verloren, wird die Diskussion um die Führungsqualitäten und Ausstrahlung des Landeschefs erneut beginnen.

Nach den Umfragen muss sich Böhr auf dieses Szenario einstellen. Einen Vorsprung von bis zu sechs Prozent sagen Wahlforscher der SPD voraus. Da auch deren Koalitionspartner FDP klar vor den Grünen gehandelt wird, spricht einiges dafür, dass Beck seinen Platz nicht räumen muss. „Insgesamt keine Wechselstimmung“, sieht dann auch der Leiter des Instituts für Sozialwissenschaften an der Uni Koblenz-Landau, Ulrich Sarcinelli. Die Grünen liegen in Umfragen deutlich hinter der FDP, und keiner will mit ihnen in die Verantwortung gehen.

Den eher laschen Wahlkampf erklärt der Professor mit Mobilisierungsschwierigkeiten. SPD und CDU haben nach seiner Einschätzung Probleme, ihre Anhänger hinter sich zu sammeln. Die Sozialdemokraten seien zu siegessicher, bei Teilen der CDU herrsche nach wie vor Skepsis gegenüber Böhr. Den „Last-Minute-Effekt“ versucht die CDU durch die Forderung eines Einbürgerungstests für Ausländer anzuheizen.

Beck nimmt alle Anfechtungen gelassen. Der gelernte Elektromechaniker regiert seit elf Jahren, gilt als bodenständig und kontaktfreudig. Seine Sympathiewerte sind ungebrochen. Mit riesigem Abstand ist er der beliebteste Politiker des Landes.

Stephan Lüke[Mainz]

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