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Politik: Marc Wallerts Freilassung: Champagner und die erste Nacht in einem richtigen Bett

Der Champagner im Fünf-Sterne-Hotel im philippinischen Cebu fließt bis tief in die Nacht. Gemeinsam feiern Marc Wallert und seine ehemaligen Leidensgenossen nach einem opulenten Abendessen ihre ersten Stunden in der wiedergewonnenen Freiheit.

Der Champagner im Fünf-Sterne-Hotel im philippinischen Cebu fließt bis tief in die Nacht. Gemeinsam feiern Marc Wallert und seine ehemaligen Leidensgenossen nach einem opulenten Abendessen ihre ersten Stunden in der wiedergewonnenen Freiheit. Dann hängen sie das Schild "Bitte nicht stören" an den Türknauf und schließen die Türen ihrer Luxus-Suiten hinter sich. Zum ersten Mal seit 20 Wochen verbringen die vier Männer eine Nacht ungestört und sorgenfrei - in einem echten Bett. 140 Nächte hatten Wallert, die beiden Finnen Seppo Fraenti und Risto Vahanen sowie der Franzose Stephane Loisy Tag und Nacht gemeinsam in notdürftigen Unterständen im Regenwald verbracht, mussten auf Bambusmatten am Boden schlafen und wurden von den Rebellen notdürftig mit Lebensmitteln versorgt.

Heftiger könnte der Kontrast für die vier Befreiten nicht sein. Ausgeruht genießen sie am Sonntagmorgen mit frischem Kaffee und Mangos ihr erstes Frühstück in Freiheit. Sie sitzen im achten Stock des Hotels "Shangri La Mactan Island Resort" mit Aussicht auf die Insel Mactan und unterhalten sich leise. Bis zur Ankunft einer libyschen Maschine die sie nach Tripolis bringen soll, können sich die vier Ex-Geiseln die Zeit mit Schnorcheln und Tauchen vertreiben. Ein makaberes Freizeitangebot, nachdem sie genau 20 Wochen zuvor von den Rebellen jäh aus einem Taucherurlaub gerissen worden waren.

In der Nacht zu Montag sollen die freigelassenen Geiseln zunächst nach Libyen fliegen. Von dort aus soll die Reise nach Frankfurt am Main gehen. Ob Bundesaußenminister Fischer wie ursprünglich geplant nach Tripolis fährt, um Marc Wallert zu begrüßen, blieb zunächst unklar. Nach Angaben des Auswärtigen Amts hing die Reise "von den Zeitplänen der libyschen Regierung ab". Die libysche Gaddafi-Stiftung hatte in dem Geiseldrama vermittelt und bereits bei der Freilassung der sechs Geiseln um den Göttinger Lehrer Werner Wallert Ende August eine Schlüsselrolle gespielt. Die Regierung in Tripolis hatte die Zahlung von zehn Millionen Dollar (22,3 Millionen Mark) als "Entwicklungshilfe" in Aussicht gestellt. Presseberichten zufolge soll Libyen zudem mehrere Millionen Dollar an Lösegeld gezahlt haben.

Chefunterhändler Roberto Aventajado sagte am Sonntag nach stundenlangen Telefonaten mit Rebellenchef Galib Andang alias "Commander Robot", die Freilassung der beiden französischen Journalisten sei verschoben worden. Nach der Schießerei zwischen den rivalisierenden Rebellengruppen sei die Lage für schnelle Schritte zu unsicher. Die Gespräche über das weitere Vorgehen sollten erst am Dienstag fortgesetzt werden. Beobachter fürchteten, dass Andang einen Vergeltungsangriff auf die Angreifer starten könne, der die Geiseln zusätzlich gefährden könnte.

Mit den vier Europäern sind jetzt alle westlichen Geiseln frei, die die Abu-Sayyaf-Rebellen an Ostern von der malaysischen Urlauberinsel Sipadan nach Jolo verschleppt hatten.

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