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Fernsehmoderatorin Mareile Höppner.

© imago images/STAR-MEDIA

Update

Mareile Höppner sagt Semperopernball-Moderation ab: „Unerträglicher Grad an Hass“

Sie sprang nach den Grotesken um den Semperopernball für Judith Rakers ein: Doch nun wird auch Mareile Höppner das Event nicht mehr moderieren.

Von Matthias Meisner

Die MDR-Moderatorin Mareile Höppner wird den Semperopernball am 7. Februar in Dresden nun doch nicht moderieren. Sie habe "einen unerträglichen Grad an Hass bis hin zu Bedrohungen erleben" müssen, teilte der Sender am Samstag mit.

Die 42-jährige gebürtige Hamburgerin Höppner, unter anderem Moderatorin des vom MDR für die ARD produzierten Boulevardmagazins "Brisant", war am Donnerstag für die ARD-Moderatorin und Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers eingesprungen. Rakers hatte den Moderationsvertrag mit dem Opernballverein aufgelöst, nachdem der Semperopernballverein um Kulturmanager Hans-Joachim Frey den ägyptischen Diktator Abdel Fattah al Sisi am vergangenen Sonntag mit dem St.-Georgs-Orden des Balls ausgezeichnet hatte.

Rakers hatte zur Begründung für ihre Absage erklärt: "Aus dem kulturellen Ereignis Semperopernball ist durch die Verleihung des St.-Georg-Ordens an al Sisi ein politisches geworden. Mich irritiert diese Verleihung sehr." Der Schlagersänger Roland Kaiser bleibt Moderator des Balls.

"Nichts rechtfertigt eine solche Hetze", erklärt der MDR

"Wir als MDR sind erschüttert über das Ausmaß der Verrohung", erklärte der Sender mit Blick auf Bedrohungen von Höppner. "Nichts rechtfertigt auch nur im Geringsten eine solche Hetze."

Um was es im einzelnen geht, teilte der MDR nicht mit. Auf Tagesspiegel-Nachfrage hieß es am Samstag dazu: "Wir fragen nach." Eine für Sonntag in Aussicht gestellte Auskunft zu mutmaßlich strafrechtlich relevanten Bedrohungen gab es jedoch nicht. Stattdessen hieß es nun aus der MDR-Pressestelle: "Das ist Sache des Managements", man könne "leider nicht weiterhelfen". Das Management von Höppner, die Firma BWM Communications in Köln, wiederum ließ eine Tagesspiegel-Anfrage unbeantwortet.

Laut MDR ist Mareile Höppner für ihren Einsatz beim Opernball nicht vom Sender verpflichtet worden, sondern vom ausrichtenden Verein. Der Sender erklärte, sie habe wegen der Bedrohungen bereits Anzeige erstattet. "Verfolgen statt nur löschen – mit dieser klaren Ansage bieten wir schon seit geraumer Zeit allen unseren Mitarbeitern tatkräftige Hilfe beim Umgang mit Hass und Hetze im Netz." Der MDR werde sich "von einzelnen radikalen Stimmen im Netz" nicht beeinflussen lassen und stehe auch zu seiner Entscheidung, den diesjährigen Semperopernball live im Fernsehen zu übertragen.

Der MDR betonte, die Kritik an der Ehrung des ägyptischen Machthabers al Sisi sei schon in den vergangenen Tagen im Programm "sehr deutlich gemacht" worden. Dies werde auch in der MDR-Sendung "Countdown zum Semperopernball" so gehandhabt. "Und wir werden die künftige Übertragung des Balls anschließend intern kritisch auf den Prüfstand stellen."

Mareile Höppner: "Selbst vor meinem Kind wurde nicht halt gemacht"

Höppner schrieb auf Instagram: "Ich hatte gehofft, nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers, dass ich diesen Abend für ein neues Zeichen, für einen Abend im Sinne unserer guten demokratischen Werte, würde gestalten können." Statt dessen hätten "einige Reaktionen" jede Grenze überschritten: "Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht."

Der MDR ist - ebenso wie auch die "Sächsische Zeitung" - Medienpartner des Balls. Amnesty International prangert "eine seit mehr als 30 Jahren andauernde massive Unterdrückung und weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen" in Ägypten an.

Ball-Vereins-Chef Frey kritisiert "Unversöhnlichkeit"

Ball-Vereins-Chef Hans-Joachim Frey teilte am Samstagabend mit: "Wir sind schockiert über die Hetze und den Hass, die Mareile Höppner plötzlich in den vergangenen zwei Tagen trafen." Dass sie solchen Anfeindungen ausgesetzt sei, "lag außerhalb aller Vorstellungskraft und entsetzt uns zutiefst". Mit großer Sorge werde gesehen, "wie einige wenige dem Semperopernball mit völliger Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit gegenübertreten und dabei vor keinem Mittel, nicht einmal vor persönlichen Bedrohungen zurückschrecken".

Eigentlich wollte Höppner "von Herzen gern" die Feuerwehr spielen

Höppner hatte am Donnerstag erklärt, es habe in diesem Jahr "viel Trubel um den Opernball" gegeben. Daraus hätten "alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt und das war wichtig". Sie sei seit Jahren mit dem Ball verbunden, "spiele also von Herzen gern die Feuerwehr" und fühle sich geehrt, das zweite Mal - nach 2016 - den Ball zu moderieren.

Um den diesjährigen Semperopernball gibt es seit Tagen heftige Kontroversen. Das Opernhaus selbst distanzierte sich deutlich von der Preisverleihung an den früheren General und Armeechef al Sisi. Intendant Peter Theiler sagte am vergangenen Mittwoch in der 3sat-Fernsehsendung "Kulturzeit", die Verleihung des Ordens an al Sisi sei "sehr fragwürdig", das Vorgehen des Ballvereins mache ihn "wütend und ratlos". Der Semperopernball-Verein bezeichnete die Preisverleihung an al Sisi inzwischen als "Fehler" - zurückgefordert werden soll der Orden allerdings nicht.

Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) äußerte Kritik an der Ordensverleihung, will aber dennoch am Ball teilnehmen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will den Ball am kommenden Freitag nach Angaben der Staatskanzlei wie geplant mit seiner Lebensgefährtin Annett Hofmann eröffnen. Seine Staatskanzlei war vorab in die Übergabe des Semperopernball-Ordens an al Sisi eingeweiht.

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