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Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen (vorn) und sein Dienstherr, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

© Michael Kappeler/dpa

Martenstein zur Dauerkrise der Koalition: Kanzlerin Helene Fischer oder das Los

UN-Generalsekretär Erdogan? Fifa-Chef Maduro? Jemand auf einen Posten wegzuloben, wo er weniger Schaden anrichten kann, ist durchaus sinnvoll. Eine Glosse.

Ein bisschen erinnert die Politik zurzeit an den Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem Bill Murray in einer Zeitschleife gefangen ist. Wir sind wieder in ziemlich genau der Krise, in der wir vor ein paar Wochen schon mal waren. Und in ein paar Wochen kommt bestimmt wieder das Murmeltier.

Wenn die Regierung irgendwann auseinanderbricht, wird die SPD sicher nicht in eine neue große Koalition gehen. Eine Scheidung von CDU und CSU aber wäre für beide Expartner so teuer, dass sie zusammenbleiben, in ähnlicher Zuneigung verbunden wie Donald und Melania Trump. Dass Angela Merkel die CSU durch die Grünen ersetzt, ist also unrealistisch. Letztlich landet man also wieder bei einer Jamaika-Koalition, die aber auch unrealistisch ist, weil die FDP jetzt jeden Preis verlangen kann und das Verhältnis zwischen FDP und Grünen stark an das Verhältnis zwischen CSU und SPD erinnert. Man hätte also ein Jamaika-Murmeltier, welches ebenfalls täglich grüßt. Neuwahlen will niemand, außer der AfD, sie würden an der Situation auch nicht viel ändern. Das Murmeltier wäre lediglich größer als vorher.

Helene Fischer als neue Hoffnungsträgerin?

Was tun? Eine neue Kanzlerperson könnte hilfreich sein, aber so lange Wolfgang Schäuble nicht so laut gerufen wird, dass die Wände wackeln, sehe ich eigentlich nur die Außenlösung Helene Fischer als Hoffnungsträgerin. Ein Anschluss an Österreich wäre in Bayern und Ostdeutschland mehrheitsfähig, der Westen könnte Luxemburg beitreten. Das werden die Luxemburger ganz sicher nicht wollen. Der Vorschlag, die Regierenden durch Los zu bestimmen, scheint mir im Moment noch der Vernünftigste zu sein. Diese Regierungsform heißt „Demarchie“, in der Republik Venedig hat es funktioniert.

Personalprobleme mit einer Beförderung der Problemperson zu lösen, das Modell Hans-Georg Maaßen, scheint in der Wirtschaft übrigens die übliche Vorgehensweise zu sein. Heidi Stopper, ehemals Vorstandsmitglied bei Pro7/Sat1, sagt: „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass stets die besten Mitarbeiter befördert werden.“ Wegloben halte ich dann für richtig, wenn die weggelobte Person in der neuen Position weniger Schaden anrichten kann.

Präsident Erdogan könnte zum Beispiel als UN-Generalsekretär weniger Schaden anrichten. Er dürfte niemanden mehr einsperren und würde sich in New York einen neuen Palast errichten. Der Venezolaner Maduro wäre als Fifa-Chef geradezu die Idealbesetzung. Etwas mehr oder weniger Korruption, wo ist da der Unterschied?

Für Donald Trump fällt mir nur der Vorsitz des Nobelpreiskomitees für Literatur ein, seiner Eitelkeit schmeichelt das sicher. Wenn ein paar Jahre lang nur noch Freunde von Donald Trump den Nobelpreis kriegen, geht davon die Welt nicht unter.

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