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Politik: Massaker zwischen den Fronten

Die UN-Truppen in Kongo können neue Gewalt nicht verhindern

Das Westufer des Albert-Sees gehört zu den abgeschiedensten Regionen der Demokratischen Republik Kongo. Ein Vertreter der Welthungerhilfe, der die Region vor einem Jahr mit dem Boot bereist hatte, berichtete anschließend, dass die Fischerdörfer seit Jahren, praktisch seit dem Fall Mobutus, kaum noch Außenkontakt hatten, geschweige denn einen Regierungsbeamten oder einen Arzt erblickt hätten. So ist zu erklären, dass Nachrichten über das vom 16. Januar datierende Massaker erst jetzt bekannt wurden. Wie die Agentur AFP vom Koordinator für die Verwaltung der Provinz Ituri, Emmanuel Leki, erfahren hat, sind bei dem Massaker auf dem See nahe des Fischerdorfes Bogu rund 100 Menschen getötet worden. Es war die erste größere Bluttat nach dem Einsatz europäischer Streitkräfte im Juni 2003 in Ituris Hauptstadt Bunia.

Die Opfer waren Händler und gehörten der Ethnie der Alur an, die bisher neutral zwischen den sich bekriegenden Lendu und Hema gestanden hatten. Die Angreifer, so zitierte Leki Augenzeugen, seien Milizionäre der Ethnie der Adja gewesen. Die Adja-Krieger haben sich abgespalten von den Lendu-Milizionären der FNI (Front der Nationalisten und Integrationisten). Nach den Augenzeugenberichten hatte ein Bootskonvoi mit 200 Menschen – die Händler und ihre Familien – das Dorf Bogu passiert, als der Adja-Kommandant von Bogu mit zwei Dutzend Milizionären auf eigenen Booten längsseits ging, um ihnen „die Botschaft der Pazifizierung“ der Ituri-Provinz zu bringen. Rasch hätten die Milizen allerdings mit dem Plündern der Boote begonnen. Um ihre Tat zu vertuschen, seien die Männer der Reisegruppe umgebracht worden, berichtete Leki. Die Kinder und Frauen seien verschleppt worden.

Die in Bunia stationierte UN-Missionschickte eine Untersuchungsdelegation auf den Weg, die zunächst allerdings nicht bis zum Tatort vordringen konnte. Die UN-Truppen kontrollieren derzeit nur die Stadt Bunia und ein paar weitere Orte.Der kongolesische Präsident Joseph Kabila bedauerte das Massaker und sagte, es sei der feste Wille seiner Regierung und der UN, die Taten aufzuklären. Der Friedensprozess in der Demokratischen Republik Kongo sei „unumkehrbar".

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