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SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

© dpa

Matthies meint: Abkürzung zum Wahlkampf

In der Kürze liegt die Würze. Unser Kolumnist hat sich ein paar Gedanken zum nahenden Bundestagswahlkampf gemacht. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Das ist die Zeit großer Männer, die auf den Tisch hauen können, egal, ob der Tisch dabei zusammenbricht oder nicht. Ihr Wort adelt jede windige Behauptung zum lexikalisch gesicherten Faktum, ihr Handeln kann jederzeit als Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung dienen. Dennoch gibt es sie in der bösen und der guten Variante, wie sie gegenwärtig durch Donald Trump und Martin Schulz verkörpert werden. Der eine nach ein paar Tagen zur hässlichen Kenntlichkeit entstellt, der andere; superduper unterwegs.

Jedenfalls gibt es in der SPD offenbar absolut niemanden, der den frisch erstandenen Kandidaten ablehnen würde – Umfragen deuten auf eine Zustimmung in Größenordnungen, für die Honecker mal verspottet wurde. Und auch ein Symbol der Schulz-Kampagne ist schon gefunden, auch wenn es noch nicht richtig offiziellen Charakter hat, sondern eher von einzelnen Fans dezent in die Kameras gehalten wird: MEGA.

Das bedeutet erst einmal im weitesten Sinn „riesig“. Danach käme eigentlich nur noch Giga, darauf kommen wir gleich noch zurück. Aber es gibt natürlich auch einen aktuellen Vorgänger, auf den sich dieses Plakat bezieht: MAGA. Was im amerikanischen Wahlkampf als Abkürzung für einen Satz stand, der der Welt jetzt gerade um die Ohren fliegt: „Make America great again“.

Einen Buchstaben austauschen

Es reicht überraschenderweise, einen einzigen Buchstaben auszutauschen, um auf der guten Seite der Macht anzukommen. MEGA steht natürlich für „Make Europe great again“, und ob wir den neuen SPD-Spitzenmann nun mögen oder nicht: Europa ist exakt, wofür er steht, und man darf ihm durchaus unterstellen, dass er für ein erstarkendes Europa glatt sein Buchhändlerdiplom verkaufen würde.

Es ist also denkbar, dass künftige Wahlkämpfe auch in Deutschland eher mit solch knappen Akronymen geführt werden als mit langwierigem Gerede unter bunten Parteischirmen in Burtschweiler und Hinterpfaffenhofen. Dabei lässt sich wenig falsch machen: „Miga“ stünde dann für „Merkel is great again“ und „Giga“, warum nicht auch auf Deutsch, „Gabriel ist großartiger Außenminister“? Nur: So was trauen sich unsere Parteien offiziell dann doch nicht. Am Ende wird der Neue mit dem Slogan „Sozial. Sicher. Schulz.“ antreten, die Kanzlerin mit „Wir schaffen das trotzdem“, Seehofer legt noch ein „Wir für Bayern“ drauf.

Ach: Irgendjemand an „Gaga“ interessiert? Ich wüsste eine Partei, für die das maßgeschneidert wäre. Ein A hat sie ohnehin schon.

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